Was macht einen guten Verschwörungs-Thriller aus? Ich behaupte mal: Sicher nicht, dass man ihm einen roten Sticker „Besser als Dan Brown“ verpasst. Dann schon eher, dass er sich an Billy Wilders 10 Gebote hält: Du sollst nicht langweilen! Und damit im besseren Fall verbunden meine Erweiterung: Du sollst den Leser nicht beleidigen in seiner Intelligenz.
Sam Bourne (Pseudonym für den Journalisten Jonathan Freedland) hält sich an beide Vorgaben in seinem ersten Roman „Die Gerechten“ (The Righteos Men).
Held des Romanes ist der neuernannte Jungreporter der New York Times, Will Monroe, der über seinen ersten Mord berichten soll. Der Tote ist ein Zuhälter, der auf den zweiten Blick so gar nicht in das Klischee seiner Zunft passen will. Nicht umsonst nennen ihn Menschen, die ihn näher gekannt haben, einen der gerechtesten Männer, den sie gekannt haben. Und überhaupt: Wieso hat der Mörder den Toten pietätvoll zugedeckt?
Zufällig „stolpert“ der Reporter bei einem Vertretungsjob in der Gegend von Seattle über den nächsten seltsamen Toten: Ein Mitglied einer Miliz wurde umgebracht. Vor dem Tod allerdings wurde er betäubt – und erst beim Nachforschen wird deutlich, dass dieser seltsame Eigenbrötler unbedingt anonym eine seiner Nieren gespendet hat.
Doch Monroe kommt nicht dazu, die Fälle wirklich aufzuklären. Denn plötzlich bekommt er die Nachricht, dass seine Frau entführt wurde. Die Nachforschungen führen ihn in die für ihn völlig unfassbar altertümliche Welt der chassidischen Juden in Brooklyn. Und mitten hinein in Jahrhunderte alte Vorstellungen von den Taten der Gerechten, die die Welt aufrecht erhalten. Wer ist daran interessiert, überall auf der Welt unerkannte Gerechte zu töten? Und warum?
Bourne hat für seinen Roman eine Menge jüdischer Legenden und Überlieferungen aufgegriffen – und schildert das Leben der chassidischen Juden in New York aus eigenem Erleben. Das macht sein Buch schon ohne die Spannung des Thrillers lesenswert und unterhaltsam. Doch zusammen mit der spannenden Handlung, die mehrere unerwartete Wendungen nimmt – und am Ende völlig überrascht – ist ihm ein Roman gelungen, den man getrost als intelligenten Verschwörungsthriller empfehlen kann.
Ob er allerdings besser ist als Dan Brown? Das mag der Leser selbst entscheiden. Er ist sicherlich besser als Browns Frühwerke wie Meteor oder Diabolus. Aber das sind tausende andere Romane auch. Mit der gepackten Spannung von den Illuminati oder dem Da Vinci Code sind „Die Gerechten“ aber schwer zu vergleichen.