Robert Curtis Smith ist eine Art Phantom des Blues. Nur wenig ist über den 1930 geborenen Gitarristen und Sänger bekannt. Nicht mal, ob er noch am Leben ist.
Es gibt im Netz Informationen über genau ein Album: Clarksdale Blues. Robert Curtis Smith hat es 1962 eingespielt. Heutzutage kann man es nur noch selten irgendwo bei Spezialhändlern finden.
Es gibt auch eigentlich keine Informationen über Smith selbst, die über das Plattencover hinaus reichen. Danach wurde er 1930 im Yazoo-Becken des Mississippi geboren. Von einem Schwager und diversen älteren Musikern lernte er die Grundlagen der Gitarre. Und er lernte die klassischen Bluessongs ebenso wie neuere Titel, die er von Platten zu hören bekam. Irgendwann in seiner Jugend wurde er zufällig in einem Barber-Shop entdeckt und mit Titel in der Tradition von Big Bill Broonzy aufgenommen. Doch dann geriet er wieder in Vergessenheit. Denn während Muddy Waters oder andere Zeitgenossen in Chicago längst die elektrische Gitarre im Blues etabliert hatten, blieb er beim klassischen Country-Blues in der Tradition des Deltas und vor allem der Ostküste. Und er war eines garantiert nicht: ein Innovator. Eher kann man ihn in der Tradition der Songster sehen, die all das spielten, was grade gewünscht wurde. Damit erreicht man zwar sein Live-Publikum doch nur in den seltensten Fällen die Hitparaden.
Als Kaninchenjäger und Landarbeiter versuchte er seine Familie zu ernähren. Acht Kinder musste er durchbringen als Traktorfahrer für drei Dollar am Tag. Sein Jahreseinkommen lag damals bedeutend unter dem schon unglaublich niedrigen Durchschnittseinkommen im Süden Mississippis von 1173 Dollar im Jahr. Und doch starb trotz der Armut nur eines seiner Kinder.
Zweimal unternahm Smith den Versuch, Mississippi zu verlassen. Einmal ging er nach Chicago, wo er sich bei Jobs für Ungelernte kaum selbst ernähren konnte und seine Familie ohne Hilfe zurück blieb. Dann ging er noch nach Texas, doch die Gerüchte, dort gäbe es Arbeit, stellten sich ebenso als falsch heraus. Die letzten 80 Meilen zurück nach Mississippi lief er, weil er nicht mal mehr genug Reisegeld hatte.
Als 1962 der Blues mal wieder „in“ war, wurde er erneut ins Plattenstudio geholt. Für die Aufnahmen musste er sich eine Gitarre borgen, da er sich einfach keine leisten konnte. „Clarksdale Blues“ wurde ein Album mit klassischen Bluessongs, etwa dem unverwüstlichen Catfish-Blues, Smith allein mit Gitarre, ragtime-fingerpicking und äußerst soft und relaxed. Feinster Piedmont-Blues also. Doch bei den damals meist weißen Blueshörern stieß er mit seiner altertümlichen Musik auf wenig Interesse. So gab er 1969 den Blues endgültig auf und kehrte in den Schoß der Kirche zurück. So jedenfalls die Deutung mancher Interpreten. Ob er noch am Leben ist, ist unbekannt.