Blues mt der Energie einer Punkband, Geschichten ohne Schminke und Verstellung. Mit „Between The Ditches“ hat Reverend Peyton mit seiner Big Damn Band sein bislang reifstes Album veröffentlicht.
Wenn Peyton in den letzten Jahren Alben aufgenommen hat, dann wurden sie in wenigen Stunden live und ohne Schnickschnack runtergerissen. So direkt, so brutal und so zärtlich wie der Sänger und Gitarrist und seine Lieder sind, so klangen dann auch seine Platten. Oft schmerzhaft wie ein Schlag in die Magengrube. Oder so ansteckend wie der Veitstanz, Diesmal hat Peyton mit seiner Band sich etwas mehr Zeit gelassen und mit Paul Mahern (John Mellencamp, Iggy Pop) auch einen echten Produzenten verpflichtet. Und der hat nicht die pure Energie der Band herausgebügelt, sondern sie in etwas geregeltere Bahnen gelenkt. Wo Alben wie das inhaltlich umwerfende „The Wages“ auf Dauer durch die Gleichförmigkeit der Songs ermüdend wirken können, ist hier eine Vielseitigkeit und Balance entstanden, wie zumindest ich sie bislang noch nicht kannte vom Reverend.
Was sich nicht geändert hat: Reverend Peyton singt, röhrt und schreit noch immer mit der Wucht eines waidwundeen Tieres. Er spielt seine diversen Gitarren mit der Vehemenz und Virtuosität eines Charley Patton. Hinzu kommt das stoisch von Aaron Persinger mit Wucht und Präzision geprügelte Minimalschlagzeug und Breezys Waschbrett-Attacken.
Was sich zum Glück auch nicht geändert hat: Peyton schreibt noch immer seine Lieder aus dem ländlichen Alltag Indianas, die irgendwie auch für sämtliche Provinzgegenden der westlichen Welt gelten und gleichzeitig so stark an das Mississippidelta zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Zeit, wo Teufel mit dem Aussehen von Engeln daherkommen während Engel schrecklich wie die Hölle aussehen können, da ist das Leben schon schwer. Und wenn man in den Himmel kommen will, dann muss man sterben. („Devils Look Like Angels“) Und überhaupt: Es ist eine Zeit, wo das Geld immer schneller verschwindet. Und draußen ist es so heiß und feucht, die Mücken inzwischen so groß sind, dass sie demnächst zum Nationalvogel erklärt werden. Nein, noch immer sind Peytons Texte keine feinziselierten lyrischen Ergüsse, mit denen man beim literarischen Kränzchen glänzen würde. Sie sind knapp, klar, direkt. Sie sind deutlich. Und sie sind voller Gefühl für die Mitmenschen, die einem auf der ewigen Reise als Bluesman begegnen. Für die einfachen Typen, die sich beim Blues am Wochenende noch immer die Wut und den Frust aus dem Leib tanzen. Hier ist alles beim Alten in Reverend Peyton‘s Big Damn Band. Und – ich zahle freiwillig in das Phrasenschwein – das ist auch gut so. Ausgesprochen gut sogar.
Ach so: Für Vinyl-Liebhaber wird es das Album auch ganz klassisch geben. Alle anderen können und sollten es sich als CD oder zumindest als Download kaufen. Aber bei letzterem fehlt natürlich das liebevoll gestaltete Cover und das Booklet mit den Texten und einigen sehr guten Fotos der Musiker.
The Reverend Peyton’s Big Damn Band „Devils Look Like Angels“ from Johnny B on Vimeo.