Es gab eine Zeit, wo Memphis das Zentrum der musikalischen Welt zumindest für die farbige Musik war. Stax Records erweiterte in den späteren Jahren seiner Geschichte seine Ausrichtung vom Soul auch auf Gospel und andere Musik. So konnte ein Gospelsänger wie Rance Allen seine Karriere starten.
Gospel ist irrelevant als Musik, meinte letztens jemand. Wahrscheinlich dachte er dabei an Hitparadenerfolge, Medienpräsenz und Marktdaten. Doch selbst da dürfte er sich geirrt haben, zumindest wenn man vom europäischen Markt absieht und etwa in die USA schaut, wo christliche Musik einen ganz anderen Stellenwert hat.
Und mindestens seit den 60er Jahren ist die christliche Musik dort immer ganz nah am musikalischen Zeitgeschehen geblieben. Das fällt einem sofort auf, wenn man die 1988 erschienene Best of der aus Detroit stammenden Rance Allen Group erstmals hört. Hier singt ein Mensch Lieder vom Glauben – und die Musik klingt nicht nach Kirche (weder nach der europäischen Kirchenmusik – noch wirklich nach einem traditionellen Gospelgottesdienst in den Südstaaten). Hier sind Soul, Jazzanklänge, sogar ein wenig Disco zu hören. Und das alles mit einer Selbstverständlichkeit und einem Groove, dass man sich gut vorstellen kann, warum Isaac Hayes die Band in den 70ern als Vorband eingeladen hatte. Und wenn man die Falsettstimme von Rance Allen hört, dann merkt man, dass selbst Prince sich Anregungen für seinen Gesang bei ihm geholt hat.
Heute ist so ein Mix in den Staaten relativ selbstverständlich – man erinnere sich etwa an Hitparadenerfolge von Amy Grant. In den 60er und 70er Jahren war die Rance Allen Group hier ein Vorreiter. Leider hat die Band heute nicht mehr die Präsenz in den „normalen“ Medien. So kann leicht in Vergessenheit geraten, dass zumindest bis 2000 regelmäßig neue Platten von ihnen erschienen sind. Mit den Anfang der 70er Jahre für das Stax-Unterlabel Truth entstandenen Aufnahmen kann man sich aber heute noch ein gutes Bild von dieser bemerkenswerten Gospel-Band machen.
The Best of The Rance Allen Group (Stax)