Das war zu erwarten: Nachdem er schon auf Jack Whites großartigem Soloalbum „Blunderbluss“ mitgewirkt hatte, ist Pokey LaFarge mit seinem neuen selbstbetitelten Werk auch bei dessen Label Third Man Records gelandet. Musikalisch bleibt er sich treu: Auch hierauf finden sich wieder Songs, die nach den Frühzeiten der Popmusik klingen. Und aufs Neue beweist der Songwriter, dass aktuelle Songs durchaus auch nach Ragtime, Oldtime Jazz und Blues der Schellack-Zeit klingen können.
Die Hektik der Großstädte kann einem den Blick aufs Wesentliche verstellen. Das Rennenn nach dem immer neuesten Trend bringt in den seltensten Fällen wirklich Neues hervor. Und wer immer sofort „Retro“ schreit, hat nicht genau hingehört. Pokey LaFarge macht hier einfach nicht mit: Im Zentrum der USA – dennoch immer ganz dicht dran am Mississippi – hat er seine musikalische Heimat gefunden – fernab von New York und Los Angeles gleichermaßen.
Lieder über die Mädchen von Kentucky, das Warten auf den Regen oder die Gewissheit, dass der Teufel niemals eine Pause macht: Elegent, virtuos und voller Spielfreude perlen die Songs und sind nur vordergündig nostalgisch. Denn letztlich ist Pokey LaFarge seine Version dessen gelungen, was man als „Great American Music“ schon in den 60ern immer als Ziel formuliert hat: Blues, Jazz, Ragtime, Folk und Country fließen hier zusammen und ergeben eine von vorn bis hinten stimmige Einheit und jeweils abgestimmt auf den jeweiligen Song. Wie anders sollte man etwa eine Geschichte wie die von „Close The Door“ besser untermalen als mit einer an Klezmer gemahnenden Klarinette: Hier klagt einer, dass er sich den Arzt, der da schon wieder vor der Tür steht, einfach nicht mehr leisten kann.
Wäre schön, wenn jemandem wie Max Raabe das mal für die Musik hier in Europa gelänge: Den Jazz und Swing zusammen zu bringen mit der Musikalität und dem Witz des frühen Schlagers ohne irgendwie auf Aktualität zu schielen. Denn damit wäre der Fokus schon verloren. Pokey LaFarge jedenfalls hat ein absolut empfehlenswertes Album vorgelegt.