Mit ihrer Band The Lot ist Sängerin/Songwriterin Kelly Z seit Jahren auf Tour nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Seit den 90er Jahren wurden diverse Alben veröffentlicht. Das erste reine Soloalbum von Kelly Zirbes ist in mindestens zweierlei Hinsicht eine Besonderheit: Auf Rescue singt sie Soulklassiker. Und die gemeinsam mit Produzent Chuck Kavooras produzierten Aufnahmen lagen seit 2011 unvollendet im Regal und wurden jetzt nach nochmaligem Hören „gerettet“ und veröffentlicht.

Um ein Album mit einer Nummer von James Brown zu beginnen, gehört schon gehöriges Selbstbewusstsein. Doch das Feuerwerk, dass Kelly Z mit ihren Begleitmusikern bei „What Do I Have To Do“ abbrennt, überzeugt sofort. Hier passen die Stimme, die fetten Bläser und der explosive Groove perfekt zusammen.

Bei „Baby It’s You“, ursprünglich von den Shirelles, später auch von den Beatles gecovert, passen die doch eher rauhe Stimme und der liebliche Song nicht richtig zusammen. Die Bläser und eine deftige Gitarre allerdings retten den Song.

„You Don’t Realize“ von Mike Bloomfield wurde erstmals mit Electric Flag aufgenommen. Der Slowblues gibt der Sängerin die Möglichkeit, ihre großartige Stimme vor allem in den tieferen Tonlagen strahlen zu lassen. Das ist neben dem Opener eindeutig einer der Höhepunkte dieses recht kurzen Albums.

Gleich zwei Nummern aus dem Repertoire von Ike und Tina Turner finden sich auf „Rescue“. Bei „It’s Gonna Work Out Fine“ ist Gitarrist Perry Robertson in der Rolle von Ike zu erleben. Eigentlich ist die Version nicht übel. Doch mir fehlt hier ähnlich wie bei „Trying To Find My Mind“ die nötige Souveränität im Gesang. Wo bei der treibende Rhythmus bei letzterer Nummer und die schiere Energie, die Kelly in den Gesang steckt, noch eher überzeugen. Auch „He Called Me Baby“ ist absolut gelungen.

Isaac Hayes‘ „Do Your Thing“ mit funky Groove, Hammond Teppich und einer der Sängerin antwortenden Gitarre entwickelt einen faszinierenden Sog, bevor das Album mit einer funkigen Fassung von „You Are My Sunshine“ endet.

Insgesamt ein gelungenes Album mit ein paar Stücken, die nicht ganz überzeugen. Hier hätten Sängerin und Produzent vielleicht lieber ein paar neue Nummern aufnehmen sollen, um das Album zu einer absolut runden Sache zu machen.