Wenn etwas mehr als ein Jahr nach dem Tode des Pianisten Pinetop Perkins erscheint, dann ist das keine „Resteverwertung“ seiner letzten Nummern. Blind Pig hat vielmehr in seinen Archiven eine Studiosession aus dem Jahre 1986 ausgegraben. Lediglich bei zwei Stücken wurden im Nachhinein Gesangsspuren von Willie „Big Eyes“ Smith und Otis Clay hinzu gefügt.
Im Rückblick kann man es sich kaum noch vorstellen, dass Pinetop Perkins erst 1988 sein erstes Soloalbum veröffentlichte. Irgendwie gehörte sein Piano eigentlich immer dazu, wenn man vom Chicagoblues nach dem Zweiten Weltkrieg sprach. Und damit sind nicht nur die zwölf Jahre ab 1969 gemeint, in denen er zur Band von Muddy Waters gehörte. Schon seit er 1953 erstmals „Pinetop’s Boogie Woogie“ einspielte, hatte er nicht nur seinen Spitznamen weg sondern sich auch gleichzeitig als einer der wichtigsten Pianisten der Gegend etabliert.
Die Aufnahmen von „Heaven“ gehen noch auf eine Zeit vor dem Solodebüt „After Hours“ zurück. Perkins – wenn auch mit 75 Jahren schon weit übers Rentenalter hinaus – spielt hier im Wesentlichen allein mit einem nur jugendlich zu nennenden Schwung Klassiker wie den „44 Blues“, „Sweet Home Chicago“ oder auch „Sitting On Top of the World“ neben seinem eigenen „Pinetop’s Blues“ und „Just Keep on Drinking“. Nur bei vier Stücken kommt eine Rhythmusgruppe (Brad Vickers – b, Pete DeCoste – dr) hinzu. Und bei „Ida B“ sind dann auch noch der Gitarrist tony O und Mike Markowitz an der Bluesharp Gäste der Studiosession.
Blind Pig hat die Arbeiten an „Heaven“ wahrscheinlich direkt nach Perkins‘ Tod in Angriff genommen. Denn nur so war es möglich, dass sein langjähriger Partner Willie Big Eyes Smith noch die Gesangsstimme für „Sitting on Top of the World“ beisteuern konnte. Denn auch er ist ja leider 2011 noch verstorben. Die zweite nachträgliche Ergänzung der Aufnahmen findet sich bei „Since I Fell For You“, wo Otis Clay 2011 die Gesangsspur ergänzen durfte. Insgesamt ist es aber gut und wichtig, dass man die restlichen Aufnahmen des Albums in ihrer Spontaneität und Energie nicht weiter angefasst hat und so mit „Heaven“ ein historisches Dokument eines des besten Pianisten des Chicagoblues überhaupt veröffentlicht hat.