Meist lyrisch verhalten, mal knurrig rockend, ab und zu durchaus auch witzig – aber immer einzigartig. Pass Over Blues gehören in der deutschen Bluesszene für mich mit zu den besten Geschichtenerzählern. Zehn neue Songs aus der Feder der Musiker um Gitarrist Roland Beeg und Sänger/Harpspieler Harro Hübner finden sich auf ihrem einfach „the …“ betitelten Album. Hinzu kommt das Cover von „My Guitar Gently Weeps“, was die Band schon früher veröffentlichen wollte, von den deutschen Rechteinhabern aber keine Genehmigung erhielten. Doch dann legten Harrisons Erben Einspruch ein und wollten, dass diese Fassung veröffentlicht wird.

Album des Monats Mai 2014 bei der „Wasser-Prawda“

Es sind die kleinen und die großen Dinge, die einem jeden Tag zu denken geben. Hat man einen Fehler gemacht, als man loszog? Ist sie wirklich die Eine, ohne die nichts mehr geht im Leben? Da sitzt man dann da, drinkt was und singt den Blues. Oder man ist in Gedanken schon dabei, sich auf seine letzte Reise vorzubereiten und hofft, dass der Tod ohne Schmerzen und Schwierigkeiten kommen wird. Aber trotz aller Schwierigkeiten ist es ein gutes Leben. Man kann sich eigentlich nicht beklagen.
Genau solche Geschichten, persönlich, politisch, poetisch oder auch romantisch sind es, die für mich den eigentlichen Reiz am Blues heute ausmachen. Nur wenn ich eine innere Beziehung zum Künstler aufnehmen kann in seiner Musik, wenn ich dir Erlebnisse und Beobachtungen nachvollziehen kann, dann erreicht mich die Musik. Es geht nicht um die Noten, um die Technik. Es geht im Blues und Soul noch immer um Feeling, um Ehrlichkeit und Risikobereitschaft.

Die Songs kommen teils folkig daher mit akustischen Instrumenten, teils funkig oder auch als gradaus gespielter elektrisccher Blues. Die knarzige Stimme von Harro Hübner kann die Stimmung von melancholisch bis humorvoll ohne Brüche variieren. Und seine Harp trifft immer die richtigen Klänge dazu. Dazu kommen die immer zielsicheren Rhythmen von Lutz Mohri und Michiel Demeyere und bei Bedarf noch die Hammond von Andy Geyer, eine singende Sänge und ab und zu auch ein Akkordeon.
Produziert wurde das live im Studio eingespielte Album von Roland Leisegang (ex Keimzeit).

Wer Songs von Songschriebern wie Timo Gross oder Richard Bargel mag, von Richard Townend, Greyhound George oder auch von “Sir” Olliver Mally, der sollte das neue Album von Pass Over Blues unbedingt anhören. Es dürfte ihm gefallen. Allen anderen sei gesagt: “the …” ist 2014 für mich eines der besten Alben aus deutschen Landen bisher. Erhältlich ist die im eigenen Sinnstift-Verlag erschienene CD über passoverblues.de