Wegen seiner zahlreichen Gefängnisausbrüche wurde der Einbrecher Jack Sheppard in England verehrt wie ein Star. Als er 1724 hingerichtet wurde, kamen 200.000 Zuschauer. Seine Biografie schrieb Daniel Defoe. Als Maceath wurde er zum Opernhelden. Ab 10. August steht er im Mittelpunkt der zweiten Auflage der Opernale.
Hatte der Verein Opernale e.V. – mit vollständigem Namen Verein zur Förderung der Darstellenden Künste in Mecklenburg Vorpommern – 2011 mit Mozarts „Schauspieldirektor“ noch eine komplette Oper inszeniert, die im Park von Schloss Griebenow aufgeführt wurde, sind für „Die Bettler-Damen“ wesentlich weniger Mitwirkende nötig. Zwei Sängerinnen, eine Schauspielerin und ein Pianist. Denn die Geschichte rund um den Tod von Sheppard spielt in einer Kneipe, wo sich die Halbweltdamen während sie auf die Kunden warten, über den Ausbrecherkönig unterhalten. Und sie stellen fest, dass der berühmte Tote wohl nicht nur einmal verheiratet war. Wer also bekommt sein Geld?
Die Lieder des Abends stammen einerseits aus der 1728 uraufgeführten „Bettleroper“, für die John Gay das Libretto schrieb. Aber man habe auch Musik von Zeitgenossen wie Purcell und sogar von Brecht/Weill integriert, verrät Regisseurin Henriette Sehmsdorf. Und natürlich wird auch aus der von Daniel Defoe als Ghostwriter verfassten Biografie zitiert werden. Zu erleben sind bei „Die Bettler-Damen“ als Sängerinnen Barbara Ewald (Sopran) und Amélie Saadia (Mezzosopran), die nicht nur vom Greifswalder Theater bekannte Schauspielerin Katja Klemt und Lea Fink am Klavier.
Erstmals wird die Opernale in diesem Jahr auf Tour durch Vorpommern gehen. Nach der Premiere am 10. August im Schloss Griebenow sind bis Ende des Monats neun weitere Aufführungen unter anderem in Ludwigsburg, dem Schlosshotel in Schlemmin, Schloss Stolpe auf Usedom und dem Kloster Ribnitz geplant. „Mit dem Stück und der Tournee wollen wir heute schon Werbung für die Opernale 2013 machen“, meint Sehmsdorf. Dann soll die komplette „Bettleroper“ inszeniert werden. Und dafür muss man jetzt schon nach Finanzierungsmöglichkeiten und Sponsoren suchen. Denn finanziell war der Start 2011 ein ziemliches Desaster. Wegen des schlechten Wetters im letzten Sommer kamen zu den Aufführungen insgesamt nur 1500 Besucher.
Opernfestivals gibt es in Mecklenburg-Vorpommern bislang noch nicht. Und eine freie Theaterszene ist im im Lande auch nicht wirklich vorhanden. In dem Sinne ist das, was Opernale e.V. macht etwas Besonderes. Genauere Informationen zum Verein und der aktuellen Inszenierung findet man auf der Homepage des Vereins.