Mit „Schau ma mal“ hatte der österreichische Songwriter und Gitarrist Norbert Schneider 2013 den Schritt hin zu Liedern im feinsten österreichischen Dialekt gemacht. Der Erfolg gab ihm Recht – seine Jazz- und Bluesnummern passten zudem hervorragend zu Coverversionen etwa von Georg Danzer. Auf seinem neuen Album „Entspannt bis auf die Knochen“ erzählt er seine Alltagsgeschichten wieder im eleganten Stil zwischen Swing und Blues mit einer gehörigen Portion Humor und Wiener Schmäh.
Wenn ich nach wirklich gutem deutschsprachigem Blues gefragt werde, dann fallen mir in letzter Zeit immer Lieder ein, die ganz bewusst den Dialekt ihrer Herkunftsorte nutzen. Ob das nun bayrisch, platt oder wie hier im Wiener Dialekt ist: Der Rhythmus der Sprache und auch die selbstverständliche Einbeziehung des Alltags in die Songs scheinen so wesentlich einfacher und überzeugender zu funtkonieren als jeder Versuch, die Sprache Goethes oder Thomas Manns in den Rhythmus von New Orleans oder Chicago zu transportieren.
„Das Leben stört mich nicht so, was mich stört, ist der Tod.“ „Mein Blues passt zu der Stadt wie die Panade zum Schnitzel.“ – Norbert Schneider ist sich sicher: Wiener Lieder und Blues passen einfach zusammen. Und auch wenn er über Beziehungsprobleme wie die Katastrophe mit Zahnpastaflecken im Bad oder schnelle Abschiede singt: Das sind großartige Lieder, ehrlich, witzig, melancholisch und elegant. Auch wenn er über Schnösel und ähnlich unangenehme Typen erzählt: es bleibt charmant, es bleibt typisch Wien – und ganz und gar Blues.
„Entspannt bis auf die Knochen“: Ein tolles Album für Bluesfans ebenso wie für Freunde der österreichischen Musik. Wer die Sprache nicht versteht, sollte das Textheft allerdings in Griffweite behalten.