Klassische Pop- und Soulsongs aus dem Jahr 2014, die Erinnerungen an die 50er und frühen 60er mit der Schärfe des Indierockers verbinden: „Holly“ von Nick Waterhouse ist ein treffliches Beispiel dafür, wieviel aktueller Retrosounds sind als die ach so der Zukunft zugewandten Electrosounds der Hitparaden-Fließbandprodukte.
Je schräger und verschiedener die Vergleiche der Kollegen sind, desto mehr kann man sich drauf verlassen, das hier ein Künstler ist, der sich den Kategorien erfolgreich entzieht mit seiner Musik. Bei Nick Waterhouse ziehen manche die Retro-Karte a la Sharon Jones. Andere holen Motown aus der Schublade oder Chess Records und ebenso (wegen des Aussehens) Elvis Costello, Van Morrison oder gar Dan Auerbach. Und bis auf die Motown oder Costello-Geschichten haben die alle für paar Sekunden ihre Berechtigung wenn man sich die zehn Songs auf „Holly“ anhört.
Das sind Lieder, die ganz im im aktuellen Trend liegen, ihre eigene Vergangenheit zu erfinden: schneidende Blues- oder Funkgitarren treffen auf Soulgebläse. Popmelodien mit psychedelischen Untertönen flirten mit Jazz, Kneipenklaviere treffen auf Mädchenchöre.
Wenn man sich ständig eher in den Bluesregionen des Musikmarktes herumtreibt, dann verpasst man ja leicht den allerneuesten Hype, erwischt nur ab und zu paar Klänge im Radiosender des Vertrauens und wundert sich, woher solch prima Songs denn nun wieder kommen. Und vor allem freut man sich, dass man hier wieder jemanden gefunden hat, der die gleiche Leidenschaft für klassische Sounds und Gefühle wie – jetzt kommt mein Verlegenheitsvergleich – James Hunter hat. Waterhouse spielt ganz bewusst mit all den Versatzstücken. Doch nicht als belangloser Glasperlenspieler, sondern er findet seine ganz eigenen Melodien zu seinen Songs, die er notfalls mit der Dringlichkeit des jugendlichen Punkrockers zelebriert.
Ein zeitloses Stück Soul & Rhythm & Blues!