Die Rundreise durch die freie Musikszene der Welt geht heute in meine Lieblingsecken. Blues und Bluesrock aus den verschiedensten Ländern Europas bietet die neue Playliste. Alles zum Runterladen und Verteilen.
Ein Freund, der ums Verrecken keinen Blues abkonnte (auch weil er ihn nicht fühlte und daher auch nicht spielen konnte), behauptete, er hätte seinerzeit die Bluestonleiter erfunden. Wenn das so wäre, dann wäre Judas Priest Bluesrock und Running Wild Country-Blues. Zum Glück war seine Behauptung falsch. Und so finden sich auch heute noch echte Bluesperlen im Netz.
Den Anfang der Exkursion durch GEMA-freie Gewässer führt uns nach Chateau de Loire zur Rhythm & Blues-Band Trafic de Blues. Diese Truppe steht für swingenden, mitreißenden klassichen Rhythm & Blues im Stil der 50er Jahre – ohne dabei verstaubt zu klingen. Denn um das Konzept aufzulockern, schleichen sich doch auch Funkrhythmen in den Groove. Ebenfalls aus Frankreich, genauer aus Marseille kommt der sympathische Bluesrocker Flo, der bei Jamendo zu den beliebtesten Acts des Genres überhaupt gehört. Das der Blues die Grundlage auch des Jazz ist, kann man beim Shuffle for K.M. von der jpfmband aus Chatillon hören, die normalerweise eher dem Funkjazz anhängen.
Wie es den Iren Larry Smith mit seiner Band Unfinished Business nach Barcelona verschlagen hat, weiß ich wirklich nicht. Dort jedenfalls spielt er Bluesrock in der Tradition etwa von Rory Gallagher. Aber zuweilen geht hat auch der Ire in ihm durch wie in Star of the County Down. Ebenso gutgelaunt spielt Vicente Muñoz mit seiner Band. Rock ’n‘ Roll, Bluesrock, Blues – you name it. Oscar Brent mit seiner verrauchten Stimme ist ein jazziger und bluesiger Sänger, der hervorragend in düstere Kellerbars passt. Ach so – mittlerweile ist die Reise nach Belgien weiter gegangen. Um gleich wieder einen Abstecher nach Frankreich zu machen – Amanova ist eine junge Jazzsängerin mit Liebe zu Blues und Soul. Und Fabrice Collette aus Paris wird oft gar als Leonard Cohen Frankreichs bezeichnet. Seine düsteren Songs verbinden das Feeling des Blues mit Jazz und Chansontraditionen. Und Jules aus Toulouse spielt ne Mischung aus Bluesrock (ich glaub er mag das Gitarrenspiel von Gary Moore), Reggae und Funk.
Ok, auf geht es nach Schottland, genauer nach Edingburgh. Dort wohnt Wilson Noble, seines Zeichens Folksänger. Doch auf seinen zahlreichen Alben widmet er sich immer wieder auch dem klassischen Folkblues. Franck Camu wiederum kommt aus dem schweizerischen Lausanne. Anders als etwa Roots-König Hank Shizzoe steht er für gradaus und klassisch gespielten Boogierock ohne große Schnörkel. Und da wir schon hier sind, können wir auch mal nach Deutschland springen. In Dresden ansässig ist das Duo/Trio 2Extended, das sich dem klassischen Pianoblues, Boogiewoogie und Jazz verschrieben hat. Sickboys and Lowmen aus dem niederländischen ’s-Gravenzande verbinden den Blues mit Americana und witzigen Geschichten, wie Euros in Texas schön hören lässt. In London ist Robin Grey zu Hause. Der Singer/Songwriter wird auch schon mal mit dem Label „zärtlich experimenteller Nu-Folk“ bezeichnet. Aber was es – mit völlig traditionellem Instrumentarium – spielt, ist Folkmusik mit Bluesanklängen, die ihre Liebe zu Tom Waits und Leonard Cohen nicht verleugnet.