Zur Zeit komme ich mir in Deutschland so vor wie Anfang der 90er Jahre. Damals gab es Nächte, wo wir uns zwischen randalierende Nazis und ausländische Studenten stellen mussten, um Überfälle auf deren Wohnheime zu verhindern. Überhaupt kamen damals immer mehr Leute zum Vorschein, die offen mit rassistischen und auch nationalsozialistischen Anschauungen hausieren gingen.

Die pdf-Ausgabe der Wasser-Prawda im August 2015

Anschläge auf Asylbewerber und ausländische Studentinnen und Studenten waren damals keine Seltenheit hier in Greifswald. Bald darauf kam es in Rostock-Lichtenhagen zu den Pogromen, brannten in Mölln und Solingen Häuser ausländischer Mitbürger.

Heutzutage finden die Menschen kaum noch was dabei, reihenweise Brandanschläge auf geplante Asylbewerberunterkünfte zu begehen. Und man ist sogar stolz drauf, vom stellvertretenden Bundeskanzler als Pack bezeichnet zu werden. Wer noch immer glaubt, dass Pegida, die nach weit rechts abgedriftete AfD und ähnliche Kreise durchaus berechtigte Forderungen ganz normaler Menschen verträten, muss jetzt wirklich umdenken: Wer Häuser anzündet oder Polizisten prügelt, weil sie Menschen schützen, der gehört für mich in eine rechtsterroristische Szene. Diese Menschen wollen Angst und Schrecken verbreiten. Und sie können bei mir auf keinerlei Verständnis hoffen.

Der Sommer wird ja gemeinhin mit wenigen Veröffentlichungen in Verbindung gebracht. Doch nichts war‘s mit dem Sommerloch. Gleich etliche absolute Hochkaräter kamen hier in den letzten Wochen an. Ein Album musste einfach zum Album des Monats werden: Buddy Guy zeigt auf „Born To Play Guitar“ nicht nur, dass er noch immer einer der besten Gitarristen weltweit ist. Er hat auch wieder derartig anrührende und persönliche Lieder geschrieben, dass es einem sofort ans Herz geht. Zwei weitere Alben hab ich bislang noch nicht fertig rezensiert, will sie Euch aber auch schon jetzt wärmstens ans Herz legen: Sugar Brown – Poor Lazarus und Jimmy Reiters zweites Album „Told You So“ – beide sind unbedingte Kaufempfehlungen und auch für die Geschenkliste zu Weihnachten garantiert kein Fehlgriff.

Wer sich wundert, dass der Musikteil unseres Magazins diesmal etwas dünner ist: Hier hat dann doch der Sommer seinen Tribut gefordert. Diverse Artikel sollen noch am Strand fertiggeschrieben werden in den nächsten Wochen. Und auch für den Herbst sind schon weitere Interviews und Geschichten geplant.
Ich selbst werde aber hier die Stellung halten – hier liegen noch so viele CDs auf dem Tisch, dass an Urlaub gar nicht zu denken ist. In diesem Sinne: genießt den Sommer, so lange er noch dauert! Und don‘t forget to boogie!

Hier das Inhaltsverzeichnis des Magazins, dass Ihr unter dem angegebenen Link wie immer kostenlos herunter laden könnt. 

Musik
5 Im Gespräch mit Jorma Kaukonen
8 Das Gitarrengenie von Rev. Gary Davis
9 Zwei Stunden Im Volldampfmodus
11 Cahors Blues Festival (Frankreich) 14.-18. Juli 2015

15 Blueskalender

Rezensionen
21 Buddy Guy – Born to Play Guitar
22 Rezensionen A bis Z
31 Wiederhören

Feuilleton
33 Literatur ABC: E wie Epos
34 Mehr als ein biografisches Protokoll. Im Gespräch mit Sonja Voß-Scharfenberg
38 Lüneburg, Architektur und Spreewaldgurken. Im Gespräch mit Jürgen Buchmann

Sprachraum
41 Die Perle
57 Die Vestalinnen