Dem Leser wird es nicht entgangen sein, dass die Volksmusik, die Militärmusik und die Tanz- sowie Unterhaltungsmusik hier nicht berührt werden, da es im Folgenden mehr um Ereignisse gehen soll, die Weltliches und Kirchliches miteinander verknüpften und echte Höhepunkte der damaligen kulturellen Landschaft Mecklenburgs darstellten – die Musikfeste.
Erstaunlicherweise hat es trotz der wirtschaftlichen Schwäche der Gegend eine für Deutschland seltene Fülle davon gegeben.
Und so lahm, wie man es den Mecklenburgern gerne nachsagt, waren diese in der Beziehung jedenfalls nicht: Immerhin schon 1816 organisierte der Wismeraner Bürgermeister und ein eigens dafür gegründeter Musikverein den Anfang der Musikfeste in Mecklenburg: [[Joseph Haydn]]s „Schöpfung“ kam in Wismar zur Aufführung – mit Unterstützung von Musikern aus Rostock, Schwerin und Lübeck. Schon 1816 deswegen, da erst sechs Jahre zuvor das erste deutsche Musikfest überhaupt in Frankenhausen stattgefunden hatte. Die Norddeutschen ließen gleich neun Stück innerhalb von sieben Jahren folgen, wobei sich der Umfang dieser Aktivitäten ab 1818 auf die Darbietung zweier chorsinfonischer Werke (zumeist die oben erwähnte „Schöpfung“ und eines Händelschen Oratoriums) erweiterte.
Die Resonanz muss eine große gewesen sein, wie die Rostocker Stadtchronik anlässlich des Musikfestes zur Enthüllung der Blücher-Statue (1819) verrät: „Eine beachtliche Menge Menschen strömte der Jacobi-Kirche zu. Man sagt, dass 3000 Menschen in derselben versammelt gewesen sein sollen… Die Wirkung der … Chöre und die … Präzision war außerordentlich.“ Die „außerordentliche Wirkung“ schien auch bei den Musikfesten in Schwerin einer besonderen Erwähnung wert. Andere Städte, die der Musik gewidmete Festspiele ausrichteten, waren z.B. Bremen, Hamburg, Lübeck und (wieder auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg/Vorpommerns) Ludwigslust.