Ein „Meisterstück der modernen Kunst“ nennt allmusic das 1960 erschienene Album „Sketches of Spain“, das Miles Davis gemeinsam mit Arrangeur Gil Evans eingespielt hat. Und wirklich ist die LP vom Klang und der gesamten Stimmung her eine meisterliche Umsetzung einer „spanischen“ Stimmung. Anklänge an Folklore und Filmmusik finden sich ebenso wie Exkursionen in die moderne spanische Sinfonik, Marschmusik oder Flamenco.
Unvergleichlich ist, wie Gil Evans mit seiner Orchesterbesetzung genau das richtige klangliche Umfeld für Miles Davis Trompetenlinien findet. Und wie er genau die Balance findet zwischen Sentiment und Energie, zwischen Träumerei und Leidenschaft.
Kernstück der Platte ist eine Bearbeitung des ursprünglich für klassische Gitarre geschriebenen „Concierto De Aranjuez“ von Joaquin Rodrigo. Evans hat das Adagio dieses Konzertes für Davis‘ Trompete und Big Band bearbeitet. Davis‘ melancholischer Ton auf Trompete und Flügelhorn schwebt gleichsam über der unter anderem mit Oboen, Fagott, Waldhörnern und Harfe besetzten Band.
Anders als bei der früheren Zusammenarbeit von Davis mit Evans bei „Porgy und Bess“ wirkt Evans hier auch als Komponist. „Saeta“ und „Solea“ nehmen dabei die spanische Stimmung auf, während „The Pan Piper“ auf einer alten Folkmelodie beruht. „Saeta“ nimmt Bezug auf die Karfreitagsprozessionen in Sevillia, wo Solosänger die Leidensgeschichte des Gekreuzigten schildern. Solea widerum ist ähnlich wie der Blues der Afroamerikaner ein Klagegesang der Flamencomusiker.
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