Musik und Film als Form der Propaganda im besten Sinne? Selbst im Zweiten Weltkrieg gab es das. Ein Beispiel ist der 1946 mit einem Sonder-Oscar ausgezeichnete Kurzfilm "The House I Live In" mit dem jungen Frank Sinatra. Regisseur des Streifens war Mervyn LeRoy.
Anti-Semitismus war weder eine deutsche Erfindung noch ist er irgendwie geografisch festzulegen. Dass es allerdings auch während des Zweiten Weltkriegs in den USA antisemitische Kreise gab, vergisst man zu leicht angesichts der sonstigen Geschichte. Diesem Thema widmet sich "The House I Live In" in heute etwas platt anmutender Weise.
Frank Sinatra hält Jungs davon ab, einen anderen zu verprügeln, weil der Jude ist. Er beschimpft sie als Nazis und bringt sie so zum Zuhören. Was dann folgt, ist ein Loblied auf die amerikanischen Ideale, die eigentlich jeder Diskriminierung entgegen stehen sollten. Und es folgt der Titelsong, der von Earl Robinson und Lewis Allan geschrieben wurde. Robinson, der in den 30er Jahren Mitglied der Kommunistischen Partei war, hat als Songschreiber immer wieder auch politische Themen zu Hits gemacht. Ich erinnere nur an "Black and White", was sich mit der Rassentrennung an Schulen in den Südstaaten befasste (die Version von Three Dog Night kam 1972 in die amerikanischen Hitparaden!). Auch das später von Joan Baez gesungene "Joe Hill" stammt von ihm. Wegen seiner politischen Einstellung landete er in der McCarthy-Ära natürlich auf der schwarzen Liste. 1984 schrieb er noch die Musik für den Wahlkampf von Jesse Jackson.
Sinatra hat "The House I Live In" immer im Repertoire behalten. Unter anderem hat er das Lied vor Präsident Nixon im Weißen Haus und bei der Amtseinführung von Ronald Reagan gesungen. Andere Versionen nahmen unter anderem Paul Robeson, Mahailia Jackson und Bluessänger Josh White auf.