Ich sei zu trocken, meint der Webmaster den einen Tag. Und am nächsten fragt er, ob man Sachen über den grünen Klee loben darf. Irgendwo dazwischen müsste der ideale Schreibstil liegen.
Aber die Balance zu finden zwischen seriösem Journalismus (sprich: korrekten und nachprüfbaren Fakten und fairer Kritik ohne zuviel persönlicher Meinung) und lebendigem Stil ist für einen Nachrichtenschreiber gar nicht so einfach. Wo lässt man seine Vorlieben raushängen in der Themenwahl? Wo fallen Dinge einfach runter, weil sie mich nicht interessieren? Das ist jeden Tag neu die Frage, die ich mir stelle.
Und ich geb’s ja zu: Ich kann ein ziemlich arrogantes Arschloch sein, was die Auswahl von Musik betrifft. Wenn es nicht swingt oder groovt, wenn der Blues nicht mal von Ferne grüßt oder die Musik einfach keine Seele hat – was soll ich mich damit befassen? Wenn es mir nichts sagt oder ich es für langweilig halte, kommts nicht ins Magazin. Schon wer einen Verriss bekommt, hat mich auf einer Ebene überzeugt, dass da mehr ist als musikalisches Alltags-Einerlei.
Doch soll man dann seiner Begeisterung wirklich freien Lauf lassen? Notfalls in Geschichten auf die Tränendrüsen drücken oder sich auf die kleinen Skandälchen der anderen Musikpresse mit draufstürzen? Das würde wahrscheinlich mehr Traffic auf die Seite ziehen. (Ok, bei rund 600 Besuchern je Tag kann man eigentlich kaum meckern. Aber irgendwie will man ja auch immer vorwärts kommen.) Aber letztlich würde ich mich bei solchen Sachen nicht wirklich wohl fühlen. Es wäre nicht mehr das, was mir Spaß zu schreiben macht. Und ich schreib nun mal eher nüchtern. Bin auch eher ein nüchterner Typ, keiner, der sofort und unbedingt volle Begeisterung zeigen muss um im nächsten die große Verdammungskeule zu zücken.
Ich glaub, was die Wasser-Prawda nötiger braucht, sind paar mehr Menschen, die sich trauen, „ihre“ Musik vorzustellen, selbst Texte und Rezensionen zu schreiben. Die Möglichkeiten dazu sind vorhanden: Wer sich hier registriert, hat sofort die Möglichkeit, hier einen Blog zu schreiben. Oder er kann direkt Artikel einreichen, die dann von uns redigiert und freigeschaltet werden. Oder schickt die Sachen einfach per Mail an uns. Wir sind für alle Musik und Literaturvarianten offen und freuen uns über jeden neuen Autor, der aus der Wasser-Prawda ein noch besseres Online-Magazin macht.
PS.: Das Video stammt aus dem Club „Swing Mon Amour“, den Benoit Viellefon in London hat. Das ist Musik, wie ich sie liebe…