Foto: Robert WinterSeine Musik klingt wie Detroit in den 60ern. Er sieht aus wie Schwiegermutters Liebling getarnt als Bibelvertreter. Und er singt wie ein echter Soulman.

In seinem Fotoalbum bei Myspace tummeln sich "Berühmtheiten" wie Paris Hilton oder Posh Spice, die sein Foto anhimmeln. Das wirkte reichlich peinlich, als der Produzent und Sänger noch so gut wie unbekannt war. Doch wenn man nur die ersten Takte etwa seines Liedes Green Eyed Love hört, dann kann man das durchaus verstehen: Mayer Hawthorne hat den Soul. Genauer gesagt: er hat den Soul aus Detroit in der Form der 60er Jahre. Der Gesang im Falsett schmilzt förmlich aus den Boxen. Die Musik klingt angenehm zeitlos. Und man muss sich (mal wieder) die Frage stellen: Warum hat das eigentlich so lange gedauert, bis wieder Musiker angefangen haben, diese großartige Musik in die Gegenwart zu bringen?

Heute wird der Retro-Artikel ja schon fast automatisch vergeben, wenn neue Lieder so klingen, als wären sie etwa zwischen 1966 und 1974 aufgenommen worden. Hawthorne ist da nur der neueste eine Gruppe von Musikern, die in diesem Stile arbeiten. Und er ist so perfekt in dem was er tut (singen, komponieren, texten – und im Studio sämtliche Instrumente spielen), dass selbst Labelbosse erstmal fragend schauen: Das soll wirklich von Dir sein? Das ist jetzt nicht eine irgendwann verloren gegangene Single von Motown oder einem anderen Label?

Mayer Hawthorn wuchs in Ann Arbor, grad außerhalb von Detroit auf und hörte von Kindheit an die Soul und Jazzmusik der gegend. Barry White oder Isaak Hayes gehören da ebenso zu seinen Einflüssen wie Smokey Robinson und Curtis Mayfield. Aber vor allem auch die Lieder von Motowns Songwriterteam Holland Dozier Holland.

Hawthorne, ein schon fast krankhafter Vinyl-Sammler, hat schon lange Musik produziert und Instrumente gespielt. Aber eigentlich hatte er nie Sänger werden wollen. Die "normale" Karriere eines Soulsängers im Kirchenchor fehlt im ebenso wie eine formale Gesangsausbildung. Doch schon nach zwei Liedern, die sein Labelboss Peanut Butter Wolf gehört hat, hatte er seinen Plattenvertrag.

Und mit "A Strange Arrangement" hat er 2009 ein Debütalbum vorgelegt, das den Hype gerechtfertigt erscheinen ließ. Mal sehn, wann der nächste Streich von dem Produzenten mit dem einschmeichelnden Tenor zu hören sein wird.

 

Seine Musik klingt wie Detroit in den 60ern. Er sieht aus wie Schwiegermutters Liebling getarnt als Bibelvertreter. Und er singt wie ein echter Soulman.