Als Schüler bin ich mit meinen Eltern regelmäßig in den Sommerferien von Niederkaufungen nach Milano Marittima gefahren, um mit dem Zelt die Sommerferien am Teutonengrill zu verbringen. Das vergißt man nicht, toll aussehende Typen auf der Jagd nach blondem deutschen Fleisch, wir nach den atemberaubenden Schwestern dieser Typen. Und über allem schwebte das traute „O Sole Mio“. Musik? Wir brachten unsere LPs und Singles mit, um am Strand abfeiern zu können.
Da hat sich scheinbar etwas geändert. Vor einigen Jahren schon bin ich auf eine Doppel CD gestoßen: „Rush Hour“ von Mama’s Pit. Die CD ist toll aufgemacht, ein extra Pappschuber umhüllt das Jewelcase, eine der beiden CDs ist eine Studioproduktion, die andere Live eingespielt.
Barbara Vulso als Sängerin verfügt über ein Organ, das man als Mann ungern hört, wenn man nächtens nach einer längeren ernsten Diskussionsrunde über weltbestimmende Themen aus dem Bluesclub kommt und nicht so ganz schlüssellochsicher ist. Die Frau kann singen und röhren! Da kommt alles an Emotionen rüber, was ein großer Bluessong braucht. Geboren in Genua Italien ist sie über Irland letztlich bis New Orleans gekommen, wo sie heute lebt. Es ist schwierig, einen Überblick über alle die Sängerinnen zu behalten, die in die Nachfolge von Janis eingereiht werden – Barbara steht da ganz vorn, macht aber ihr eigenes Ding.
Als ich dann weiterlas, wurde mir langsam klar, daß ich eine italienische Produktion im CD Player hatte. Der umtriebige Gründer von Mama’s Pit, der bekannte Bassist Danilo Parodi, hat neben Barbara Vulso noch Alessio Menconi (guitar), Federico Basso (piano, hammond organ) und Salvatore Camillieri (drums) um sich geschart und eine außerordentlich hörenswerte Produktion vorgelegt, bei der keine Langeweile aufkommt. Das ist einfach tolle Clubmusik. Die Live Einspielungen sind gute alte Bekannte – aber wen stören schon eigenständig eingespielte Coversongs? Die Studio CD enthält eine Menge Eigenmaterial, das sich absolut nicht verstecken muß.
Einen ersten Eindruck vom Bluesland Italien haben wir schon von Rudy Rotta und Morblues bekommen. Mama’s Pit zeigt uns, daß der Süden sehr solide rockt und rollt. Schade, daß sie bislang nicht bei uns tourten – sie sind überwiegend im Mittelmeerraum auf Festivals unterwegs. Danilo Parodi hat mir versprochen, demnächst auch im kalten Deutschland vorbeizuschauen. Benvenuto Mama’s Pit!
Tipp: wer in Italien urlaubt, sollte sich vorher über die Bluesfestivals informieren. Ein ganz tolles findet demnächst im Süden in Tropea statt (das spricht alle Sinne an). Und wahrscheinlich kann man Mama’s Pit hören!