Man nannte ihn den „König der Jukebox“ oder auch den „Erfinder des Rhythm & Blues“ – Sänger, Saxophonist und Bandleader Louis Jordan war auf jeden Fall einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Musiker in den 40er und 50er Jahren.
Geboren wurde er am 8. Juli 1908 in Brinkley (Arkansas). Sein Vater leitete eine Brass Band und unterrichtete seinen Sohn schon als Kind an Klarinette und Saxophon. Wegen der Ausfälle in der Band durch den 1. Weltkrieg stieg er schon bald in die Band seines Vaters ein und begleitete ihn auch auf Tourneen in der Region.
Nach einem kurzen Collegebesuch in den späten 20er Jahren schloss er sich verschiedenen Bands an, wo er beispielsweise auch mit Louis Armstrong zusammentraf. Doch sein eigentlicher Erfolg kam erst als Mitglied des Orchesters des Schlagzeugers Chick Webb, in das er 1936 eintrat. Jordan spielte Saxophon, machte die Ansagen bei den Konzerten und sang auch bei wenigen Titeln. Schon 1938 feuerte ihn Webb allerdings. Jordan hatte versucht, Ella Fitzgerald und andere Musiker davon zu überzeugen, Webb zu verlassen und seiner eigenen Band beizutreten.
Jordans Band, die Tympany Five (egal wie viele Musiker dazugehörten – der Name blieb!), veränderte die amerikanische Musik grundlegend. Hier war keine der gerade angesagten Big Bands am Werke sondern eine Gruppe mit wenigen Bläsern, mit E-Gitarre und Bass. Tympany Five bildete quasi die Blaupause für die Blues- und Rockbands der nächsten Jahrzehnte. Rund um die zum größten Teil von Jordan auch mitgeschriebenen Songs wurden passende Anzüge, Tanzschritte und ähnliches entwickelt, was zum einen Teil für den Erfolg verantwortlich ist. Der größte Teil geht aber auf die humorvolle swingende Blues-Musik von Jordan und seinen Mitstreitern zurück. Hier war kein depressiver Country-Blues zu hören, sondern humorvolle, sarkastische oder manchmal einfach auch nur alberne Tanzmusik mit garantierter Guter Laune.
So versuchen zum Beispiel in „Caledonia“ die Eltern der Frau dem Sänger von seiner Liebe abzuraten: Sie habe es auf sein Geld abgesehen, esse am Tag 24 Donuts, 4 Pfund Hamburger und trinke alleine eine Kiste Budweiser. (Als Verfasser des Liedes gilt offiziell Jordans damalige Ehefrau Fleecie Moore. Wahrscheinlich wurde sie eingetragen, um Verlagsverträge zu umgehen. Doch gedankt hat sie es ihm nicht. Nach einem Streit rammte sie ihm ein Messer in den Rücken und brachte ihn damit fast um.)
Solche Lieder – und Jordans Clownereien auf der Bühne – lassen fast vergessen, dass er gleichzeitig ein großartiger Musiker war. Er konnte ein wilders Solo auf dem Sax spielen und gleich anschließend mit Vollgas weitersingen ohne einen einzigen Taktschlag auszulassen. Und einen ähnlichen Einsatz verlangte er auch von seinen Musikern. – Auch wenn er beispielsweise in einem Lied beklagte, dass es eigentlich sinnlos sei, jemals wieder nüchtern zu werden – er selbst drank oder rauchte nicht. Erfolge hatte er aber auch als Sänger schmalziger Balladen – auch öfters im Duett mit Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Bing Crosby. Und er war einer der ersten, die in den frühen 50er Jahren den karibischen Calypso in die amerikanische Popmusik einführten.
Nachdem er mehr als fünfzehn Jahre als Musiker bei Decca unter Vertrag war und dem Label mehr als 118 Wochen die Spitzenplätze der Hitparaden gesichert hatte, musste er sich ab 1954 mit ständig wechselnden Labels herumschlagen. Im Zeitalter des Rock ’n‘ Roll war er plötzlich nicht mehr wirklich gefragt bei den Firmen. Die meiste Zeit der 60er und 70er Jahre war er sogar völlig ohne Plattenvertrag. Stattdessen ging er auf Tourneen bis nach Europa und Asien. Am 4. Februar 1975 starb er in Los Angeles an einem Herzinfarkt.
Erst nach seinem Tod wurde sein Werk in den letzten Jahren wieder gewürdigt. So gab es mit „Five Guys Named Moe“ am Broadway ein erfolgreiches Musical mit seinen Liedern. B.B. King, Joe Jackson oder Clarence „Gatemouth“ Brown veröffentlichten Tribute-Alben. Und er wurde völlig verdient in die Rock’n’Roll und die Blues Hall of Fame aufgenommen.
Tonbeispiele:
- Away from You; Keep A Knockin; How ‚Bout That (Aufnahmen 1938)
- Louis Jordan and His Tympany Five – Don’t Burn the Candle At Both Ends (Aufnahme 1947)
- Louis Jordan and His Tympany Five – We Can’t Agree (Aufnahme 1947)
- Rodney Sturgis & Louis Jordan – Toodle Loo On Down 1938