Die monumentale Wiederveröffentlichung des Studiowerkes von Led Zeppelin im Remaster von Jimmy Page kommt zum Abschluss. Und wie schon bei den vorangegangenen Alben werden die Klassiker in den Deluxe Editionen wieder mit alternativen Mixen und anderen unveröffentlichten Aufnahmen ergänzt. Endlich kann man jetzt die Geschichte der Band im Studio komplett in herausragender Soundqualität nachverfolgen.
Im August 1975 hatte Robert Plant in Griechenland einen schweren Autounfall. Und daher musste die Band eine geplante internationale Tour absagen. So kam die mehrwöchige Aufnahmesession von Led Zeppelin in München zustande, aus denen eines der meistverkauften Alben der Bandgeschichte wurde. Jimmy Page konnte sich hier mal wieder – während Plant im Rollstuhl saß – als der kreative Kopf der Truppe austoben: Bei Stücken wie „Candy Store Rock“ oder „Hots On For Nowhere“ ist Led Zeppelin wieder ganz die wilder Bluesrocktruppe der ersten Zeit. Das groovt mit einer Leichtigkeit, dass es einfach nur Spaß macht. „Achilles Last Stand“ allerdings, dieses zehnminütige Monster überdeckt das fast komplett. Dafür aber ist bei „Nobody‘s Fault But Mine“ aber der Blues wieder unüberhörbar da. Auf der Begleit-CD finden sich neben bislang unveröffentlichten Referenz-Mixen auch das bislang unveröffentlichte Instrumental 10 Ribs & All – Carrot Pod Pod (Pod).
Die Turbulenzen rund um die Aufnahmen von Presence führten schließlich dazu, dass Led Zeppelin sich für ein Jahr zurückzog. Und dann entschloss sich die Band, mal wieder neue musikalische Bereiche zu erkunden: Während sich Jimmy Page und John Bonham mit ihrer Drogenabhängigkeit beschäftigten, spielten Robert Plant und John Paul Johnes im Studio mit dem neuen Keyboard des Bassisten. Und Jones wird diesmal bis auf einen als (Mit-)Autor aller Songs aufgeführt. War Page bei „Presence“ der künstlierische Leiter, sind es jetzt Page und Johnes. Da finden sich dann solche völlig neuen Sounds wie die Synthieballade „All My Love“ oder „In The Evening“, eine fast epische Nummer, die ebenso hauptsächlich vom Synthie getragen wird. Man freut sich dann regelrecht, wenn bei „South Bound Saurez der Boogie“ wieder rollt und Piano und Gitarre losrocken. Und das Groovemonster „Fool In The Rain“ ist nicht nur ein Showcase für Bonham sondern enthält auch eines von Pages besten Solos überhaupt. Insgesamt aber ist „In Through The Out Door“ ein Album, dass eine musikalische Unentschlossenheit offenbart, die durch Bonhams Tod sich nicht mehr in eine gemeinsame Richtung klären konnte. Auf der Begleitscheibe sind Rohmixe aller Songs des Albums zu finden, hier teilweise noch unter anderen Titeln.
„Coda“ ist der Abschluss der eigentlichen Geschichte: Für die Veröffentlichung 1982 fand man acht unveröffentlichte Songs, die zwischen 1970 und 1978 aufgenommen wurden. Für die Wiederveröffentlichung hat man jetzt gleich 15 weitere Songs aus den Archiven geholt und auf zwei CDs gepresst. Hier finden sich dann solche Nummern wie der 1968 fürs erste Album mitgeschnittene Blues „Sugar Mama“ oder „Baby Come On Home“ aus der gleichen Session sowie „St Tristan‘s Sword“, ein Instrumental aus den Sessions zum dritten Album. Besonders spannend – und für Fans unverzichtbar – sind allerdings die erstmals veröffentlichten Aufnahmen von Sessions, die Page und Plant 1972 bei ihrer Indienreise mit dem Bombay Orchestra aufnahmen. Die Fassungen von „Four Hands“ (Four Sticks) oder „Friends“ sind musikalisch absolut überraschend und eigentlich alleine schon den Kauf wert. Dank dieser Beigaben gehört „Coda“ in dieser Deluxe Ausgabe in jede Plattensammlung. Bei den anderen beiden Alben sind die Unterschiede zwischen den Rohmixen und den eigentlichen Albumfassungen eher für den Extremfan interessant. Hier könnte man sich auch mit der Ausgabe in der Single Disc Edition zufrieden geben.