Ganz allein mit akustischer Gitarre und ihrer phänomenalen Stimme präsentierte sich Kirsten Thien im Oktober 2012 im Bremer Meisenfrei. Zum Programm des auf CD veröffentlichten Mitschnittes gehörten neben eigenen Songs auch Bluesklassiker von Ida Cox und Stücke von Musikerinnen wie Sheryl Crow, Bob Dylan oder Bill Withers.
Es war in der Wendezeit, als man als Bluesfan mit einem begrenzten Kenntnisstand in Plattenläden gewaltige Bildungsschübe erfahren konnte. Frauen im Blues? Klar kannte man Bessie Smith und Sippie Wallace, auch Koko Taylor und natürlich Janis Joplin waren einem lieb und teuer. Aber plötzlich tauchten da Namen auf wie Rory Block oder Bonnie Raitt, von denen man bislang nie gehört hatte. An eine in Bremen entstandene Live-Aufnahme von Rory Block fühlte ich mich erinnert, als ich erstmals das neue Album von Kirsten Thien anstellte. Dort wie hier: Eine Frau alleine mit Gitarre und einem Repertoire zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Und hier wie dort wird einem klarer als bei vielen kompletten Bandaufnahmen, was Blues im Konzert bewirken sollte: Kirsten Thien beherrscht die Kunst, ihre Stärke und Verletzlichkeit in jeder Note fühlbar zu machen und so das Publikum zum Teil des Konzerts zu machen. Und das ist es egal, ob sie ihre eigenen Songs über das Unterwegssein („The Sweet Lost And Found“), Klassiker der Frauen im Blues („Women Be Wise“ oder „Wild Women Don‘t Have The Blues“) oder Sheryl Crows „Leaving Las Vegas“ anstimmt: Ob Blues, Pop oder Soul – alles wird Teil eines Blueskonzertes. Neben Rory Block gehört Thien zu den wenigen Frauen, die das in derartiger Vollendung können. Ein faszinierendes Live-Album!.