Demnächst will er zum zweiten Mal für den Gouverneursposten in Texas kandidieren. Daneben vertreibt er Zigarren, Tequilla und Gourmet-Kaffee übers Internet oder schreibt Bücher. Aber eigentlich ist Kinky Friedman noch immer so ziemlich der coolste Country-Songwriter nicht nur im großartigen Staate Texas. Bevor er bald für ein paar Konzerte mal wieder in Europa gastiert, hat er ein Live-Album auf den Markt geworfen.
Ein Mann mit seiner Gitarre und einem Haufen Lieder, die man schon aller irgendwann mal gehört zu haben glaubt. Zwischendurch trockene Bemerkungen über die Hintergründe der Geschichten, über Politik und Willie Nelson und Alkohol. Die Zuhörer glauben in einer Comedy-Show zu sein. Doch eigentlich passiert hier etwas anderes: Hier ist ein alt aber nicht verbittert gewordener Barde zu erleben, der sich endlich wieder darauf besonnen hat, was er am besten kann: Geschichten erzählen, hinter deren zynischem Humor schmerzende Wahrheiten verborgen sind. Kinky Friedman ist zurück – und er hat ähnlich wie Bob Dylan einige der gut abgehangenen Gassenhauer wie „Waitret, Please, Waitret“ oder „Get Your Biscuits In The Oven“ mitgebracht und aktualisiert. Denn so viel hat sich die Welt nicht geändert seit er mit Dylan durch die Lande zog und mit seinen Texas Jewboys Rednecks und Feministinnen gleichermaßen erboste. Zwischendurch gibt es dann lyrische Kostbarkeiten wie das Levon Helm gewidmete „Autograph“ oder eine Lesung aus Friedmans Buch über seine texanischen Helden. Ausgewählt hat er dafür eine Geschichte über seinen Vater unter dem Titel „Tom Friedman The Navigator“. Und als Fazi bleibt dann nur ein Lied wie „Sold American“ – das ist das Fazit über die USA, wie es nur dieser Jude aus Texas ziehen kann. Oh was gäbe ich darum, wenn es mehr solcher Songwriter gäbe, die so gültig und gleichzeitig unendlich witzig und unterhaltsam die Gegenwart auf den Punkt bringen könnten!