Kammermusik bildet im Rahmen der Greifswalder Bachwoche einen eigenen Schwerpunkt. Insgesamt sind bis zum 6. Juni zehn Konzerte mit einer großen Bandbreite der Stile und Besetzungen geplant. Eröffnet wird das „Festival im Festival“ am 31. Mai mit dem Auftakt-Clavichord-Konzert von Jochen Modeß.
Montag, 31.5. 2010, 17.00 Uhr, Johanneskirche Greifswald
Clavichordmusik
von Johann Sebastian Bach (1685–1750), Rodrion Schtschedrin (*1930), Nikolai Sidelnikow (1931–1992), Jochen A. Modeß (*1954)
Jochen A. Modeß, Clavichord
Dienstag, 1.6. 2010, 16.00 Uhr, St. Jacobi
Duo INVIA: mit Jana Prjaschennikowa, Klavier Primo und Volker Zwetschke, Klavier Secondo und Moderation
Johann Christian Bach (1735–1782): Sonate F-Dur, op. 18 Nr. 6
Ludwig van Beethoven (1770–1827): Sonate D-Dur, op. 6
Modest Mussorgski (1839–1881): Sonate C-Dur
Nikolai Rimski-Korsakov (1844–1908): Drei Fugen für Klavier zu vier Händen
Franz Schubert (1797–1828): Fuge e-Moll D 952; Fantasie f-Moll D 940
Donnerstag, 3.6., 12.00 Uhr, Evangelische Kirche Ranzin (im Rahmen der „Dorfkirchenreise“)
Ein russisch-deutsches Harfenrecital
Russland ist in der Harfenwelt neben Frankreich und Deutschland zur dritten Großmacht geworden. Die Berliner Harfenisten Albert Zabel (1834-1910) und Wilhelm Posse (s.u.) initiierten den Aufschwung der Harfenkultur in Russland. Zabel wurde in Sankt Petersburg Soloharfenist und später Professor; Posse blieb als Hochschullehrer und Mitglied der königlichen Kapelle in Berlin. In Russland wird noch immer von der „deutschen Schule“ in Bezug auf die Spieltechnik gesprochen, die Posses bekannteste russische Schülerin Vera Dulova als Professorin am Moskauer Konservatorium vermittelte. Seit dieser Zeit inspirieren russische Harfenisten/innen Komponisten wie z. B. Prokofjew und Khatchaturian, Solowerke für die Harfe zu schreiben. Dieses Programm stellt die Geschichte der Harfe als Konzertinstrument vor.
Werke von: Sergej Prokofjew (1891–1953), Francois-Joseph Dizi (1780–1840), Gabriel Fauré (1845–1924), Aram Khatchaturian (1903–1978), Ludwig Spohr (1784–1859), Michael Iwanowitsch Glinka (1804–1857), Wilhelm Posse (1852–1925)
Christoph Bielefeld, Harfe
Donnerstag, 3.6., 15.00 Uhr, Evangelische Kirche Liepen (im Rahmen der „Dorfkirchenreise“)
Ein königliches Thema – Wandlung vom Irdischen zum Himmlischen (Musicalisches Opfer BWV 1079)
Die Entstehungsgeschichte des Werkes ist uns überliefert: Anlässlich einer Audienz bei Friedrich dem Großen im Mai 1747 improvisierte Bach eine dreistimmige Fuge über ein Thema, das ihm der König vorgegeben hatte. Zurückgekehrt nach Leipzig arbeitete Bach einen Zyklus von 13 Stücken über das Königsthema aus und ließ die Noten in Kupfer gestochen dem König übergeben.
Die Abfolge der Stücke gleicht nicht selten einem sich perfektionierenden rhetorischen Fluss. Häufig ist die an Komplexität wachsende Struktur kompositorisch kaschiert – sei es durch Einklang einer eintretenden Stimme mit der benachbarten, Führung der Stimmen in Gegenbewegung oder anderem. Der Hörer sei hier durch die Worte des römischen Rhetors Quintilian angeregt: „Ich fordere auf zu suchen und bezeuge, dass entdeckt werden kann“.
Johann Sebastian Bach
Sonate G-Dur BWV 1038 für Traverso, Violino und Basso continuo
Musicalisches Opfer BWV 1079 für Traverso, Violino, Violoncello und Hammerclavier
Leipziger Concert mit: Dóra Ombódi, Traversflöte, Rahel Mai, Violine, Siegfried Pank, Violoncello, Ludger Rémy, Hammerflügel
Freitag, 4.6., 20.00 Uhr, St. Jacobi
Große Kammermusik
Im Mittelpunkt der Großen Kammermusik steht der Gedanke des Konzertierens. Verkörpert wird dieser im musikalischen Wettstreit zwischen Soloinstrumenten und Orchester, ebenso im Mit- und Gegeneinander unterschiedlicher Instrumentengruppen oder Stimmen. Bildet das Konzertieren für die Musik Bachs noch einen wesentlichen Grundgedanken, der sich – über die Konzerte hinaus – in vielfältiger Weise in seiner Musik manifestiert, findet sich bei Glasunow und Tschaikowski eher eine Zuspitzung auf das Gegenüber von Solist und Orchester. Dabei experimentiert Glasunow mit den Klangwirkungen des damals als Soloinstrument noch recht selten verwendeten Saxophons. In Tschaikowskis „Rokoko“-Variationen zeigt sich das im 19. Jahrhundert zunehmend erwachende Interesse an der musikalischen Vergangenheit.
Johann Sebastian Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur, BWV 1050
Alexander Glasunow (1865–1936): Saxophonkonzert Es-Dur op.109
Peter Iljitsch Tschaikowski (1840–1893): Variationen über ein Rokokothema op. 33
Johann Sebastian Bach: Suite Nr. 2 h-Moll BWV 1067
Frank Lunte, Saxophon
Christina Fassbender, Flöte
Felix Nickel, Violoncello
Lutz Kohl, Cembalo
Kammerorchester der Komischen Oper Berlin
Konzertmeister: Gabriel Adorján
Freitag, 4.6., 22.00 Uhr, Stadthalle Greifswald
Brusscussion
Das Ensemble BRASSCUSSION erlebte sein Debüt 2008 im Rahmen der Greifswalder Bachwoche.
Unter der Leitung von Reinhard Toriser spielen Musiker aus Berliner Orchestern, freischaffende Musiker sowie Musiker aus Lettland, Dresden und Österreich. Hauptwerk des Konzertprogramms 2010 ist „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski in einer Bearbeitung von Michael Allan und Reinhard Toriser. Zusammen mit der „Festiven Ouvertüre“ von Dmitri Schostakowitsch, Teilen aus der „Nussknacker-Suite“ sowie „Zwischen Tag und Nacht“ von Nebojsa Zivkovic und erleben Sie ein bunt gemischtes und außergewöhnliches Konzertprogramm, das Ihnen durch die Erweiterung der bekannten “Pauken und Trompeten” eine Klangkombination vorstellt, die die königliche Verherrlichung ausdrückt.
Richard Strauss (1864–1949): Fanfare „Also sprach Zaratustra“
Nebojsa Zivkovic (*1962): Zwischen Tag und Nacht
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975): Festive Ouvertüre
Peter Tschaikowski (1840–1893): Aus „Der Nussknacker“
Modest Mussorgski (1839–1881): Bilder einer Ausstellung
Ensemble BRASSCUSSION
Leitung: Reinhard Toriser
Samstag, 5.6., 16.00 Uhr, Aula der Universität
“… Bachmanowitsch”
Drei in einem: Bach, Rachmaninoff und Schostakowitsch. Ein Schelm, wer an Verballhornung denkt.
Diese Wortschöpfung ist programmatisch, denn alle Werke des Programms werden auseinandergenommen und über Komponistengrenzen hinweg neu montiert und improvisatorisch verbunden.Damit ergeben sie ein neues Werk, das ein gewisser Bachmanowitsch hätte schreiben können. Das Ziel: Schaffung neuer Kontexte, dadurch Konfrontieren mit ungewohnten stilistischen Kontrasten und Provozieren neuen Hörverhaltens. Das „Material“: die barocke Formen- und Ausdruckswelt einer Bachschen Solosuite (1720 oder davor), Rachmaninoffsche filigran-üppige Spätromantik (zwischen 1892 und 1910) und die moderne Klassizität der durch strenge Formgebung und stringente Musikalität immer wieder begeisternden Cellosonate Schostakowitschs (1934).
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Suite d-Moll BWV 1008
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975): Sonate d-Moll op. 40
Sergej Rachmaninoff (1873–1943): Prelúdes
Torsten Harder, Violoncello
Raik Harder, Klavier
Samstag, 5.6., 22.00 Uhr, Katholische Kirche St. Josef, 22.00 Uhr
Bayan und Violoncello
Werke von Guillaume de Machaut (um 1300–1377), Sofia Gubaidulina (*1931), Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Elsbeth Moser, Bayan
Nicolas Altstaedt, Violoncello
Samstag, 5.6., 24.00 Uhr, Dom St. Nikolai
Orgelmusik von Johann Sebastian Bach
Im Original und in Transkription für Klavier von Iwan Karlowitsch Tscherlitzki
Eine wichtige Rolle für die Verbreitung der Orgelwerke Johann Sebastian Bachs im orgelarmen Russland spielen die Klaviertranskriptionen von Iwan Karlowitsch Tscherlitzki (auf den Titelblättern der Editionen erschien sein Name als Jean Tscherlitzky). Nachdem der künstlerische Leiter der Greifswalder Bachwoche diesen Hinweis in der Literatur gefunden und daraus die Programmidee entwickelt hatte, originale Orgelfassungen und Klaviertranskriptionen in einem Konzert gegenüberzustellen, erwies es sich als gar nicht einfach, an das Tscherlitzky-Notenmaterial zu gelangen. Zuletzt forschte Prof. Dr. Vladimir Gurewitsch aus St. Petersburg in den dortigen Bibliotheken und fand einige Präludien und Fugen. Das Auffinden von umgeschriebenen Choralbearbeitungen jedoch blieb uns bisher verwehrt: So kommt in unserem Nachtkonzert mit Busoni auch noch ein weiterer Bach-Bearbeiter zum Zug, der gegenüber Tscherlitzky freilich weitaus berühmter ist.
Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge e-Moll BWV 533
Transkription für Klavier von Jean Tscherlitzky (1799–1865) – Originalfassung für Orgel
Fuge g-Moll BWV 578 »Nun komm der Heiden Heiland«, Choralbearbeitung BWV 659
aus den ›Leipziger Chorälen‹ Originalfassungen für Orgel
Fuge g-Moll BWV 578 Transkription für Klavier von Jean Tscherlitzky
»Nun komm der Heiden Heiland«, Choralbearbeitung BWV 659 aus den ›Leipziger Chorälen‹
Bearbeitung für Klavier von Ferruccio Busoni (1866–1924)
Präludium und Fuge h-Moll BWV 544 Transkription für Klavier von Jean Tscherlitzky (1799–1865) –
Originalfassung für Orgel
Johannes Gebhardt, Klavier
Matthias Schneider, Orgel
Sonntag, 6.6., 16.00 Uhr, Kirche in Wieck
Nun erzähl mir, Njanjuschka …
Liedernachmittag
- Sergej Prokofjew (1891–1953): „Das hässliche junge Entlein“ op. 18
- Sergej Prokofjew (1891–1953): „Visions fugitives“ op. 22 für Klavier solo
- „Drei Kinderlieder“ op. 68
- Sergej Rachmaninoff (1873–1943): „Vocalise“ op. 34 Nr. 14
- Johann Sebastian Bach: Aus: Violinpartita Nr. 3 BWV 1006
- (Bearbeitung für Klavier solo von Sergej Rachmaninoff)
- Modest Mussorgski (1839–1881): Детская – “Kinderstube”
Mechthild Kornow, Sopran
Olga Bille, Klavier