Blues zwischen Filigrankunst und Garagenpunk
Am Anfang stand für JP Soars Heavy Metal. Dann entdeckte der Gitarrist Django Reinhardt. Mittlerweile gehört er zu den spannendsten Musikern, die man auf den Bluesbühnen hierzulande erleben kann. Am 21. April 217 gastierte JP Soars mit seinen Red Hots im sächsischen Chemnitz.
Bluesrock an sich kann fürchterlich langweilig sein. Zu oft werden altbekannte Klischees wiederholt und neu aneinander montiert. Wer als Bluestrio auf Tour geht, steht besonders in dieser Gefahr. Allerdings ist John Paul Soars, geboren in Kalifornien, aufgewachsen in Arkansas und seit langem in Florida ansässig, kein typischer Bluesrocker.
Schon wenn er mit dem Konzert beginnt, wird das deutlich: Blues klingt bei ihm mal klassisch nach Chicago oder Louisiana, mal lässt er klassischen Rock & Roll der 50er Jahre einfließen, mal mutiert das Trio zu einer Jazz- und Swingband. JP Soars nutzt jede Gelegenheit zu filigranen Soloeinlagen. Schlagzeuger Chris Pete und der nicht zur Stammbesetzung der Red Hots gehörende Bassist sind ebenso kreative und vielseitige Musiker und nehmen jeden Spurwechsel des Chefs auf.
Wenn er dann zu seiner legendären zweisaitigen Cigar-Box-Guitar (von seinem Bruder vor Jahren gebaut) greift, dann kommt der Rocker endgültig doch zum Vorschein: Die Riffs werden primitiver, die Grooves der Rhythmusgruppe erinnern mal an die nördlichen Hügel des Mississippi, mal an den Boogierock von ZZ Top. Und das sächsische Publikum, dass dem Konzert schon von den ersten Tönen an gebannt verfolgt hat, ist kurz vor dem kollektiven Ausrasten. Hier hat der Bluesrock die Energie einer wildgewordenen Punkshow erreicht.
Man darf gespannt sein, wann mal wieder ein neues Album von Soars auf den Markt kommt. Denn noch immer ist er live unterwegs mit der großartigen Scheibe „Full Moon Night In Memphis“, wobei der die mit zahlreichen Gastmusikern eingespielten Songs für das Trioformat konsequent umarrangiert. Aber das macht er ja sowie so schon immer – auch bei Songs etwa von Muddy Waters, J.B. Lenoir und anderen ist Soars ein musikalischer Denkmalstürmer, der voller Respekt und mindestens ebensoviel Lust an der Vielfalt Klassiker so lange verfremdet, bis sie ganz seine eigenen Nummern sind.