Sowohl mit seiner eigenen Band, mit der er seit inzwischen 30 Jahren durch die Welt tourt als auch als Gastmusiker auf zahllosen Alben zählt Johnny Mastro zu den angesehensten Bluesharpspielern, der stilistisch die Linie des elektrischen Blues von Little Walter in psychedelische Richtung fortschreibt. Gleichzeitig ist sein Spiel aber auch so variabel, dass er ebenso mit Keb Mo wie mit Kenny Neal zusammenspielen kann ohne sich untreu zu sein.
„Luke‘s Dream“ ist mit den zehn von ihm (mit-)geschriebenen Songs und drei Coverversionen (herausragend hier die psychedelische Neuinterpretation von Little Walters‘ „Temperature“) Mastros zehntes Album bislang. Schon der Opener „Luke‘s Stomp“ macht klar, in welche Richtung hier gespielt wird: Erinnerungen an R.L. Burnside werden wach, an seine elektrischen Aufnahmen in den letzten Lebensjahren: schneidende Melodielinien und ein hypnotischer Groove bauen eine Spannung auf, die zu keinem Moment nachlässt. Kein Flirten mit dem Rock, keine vordergründig herausgestellte Virtuosität trüben das Album. Vielmehr gerät der Hörer in einen Sog, wie ihn nur selten Alben erreichen, die – unabhängig vom Stil – einfach nur als große Kunstwerke betrachtet werden müssen. Ein Sog, der erst nach den fast acht Minuten von „Temperature“ zu Ende ist.
„Luke‘s Dream“ ist für mich ein Album, das in seiner Bedeutung für die Fortschreibung des Blues ins 21. Jahrhundert ähnlich bedeutsam ist, wie es vor einigen Jahren „Sweet Tea“ von Buddy Guy war. Ein absoluter Pflichtkauf!