Mit einer Gitarre fing der Blues an – auf jeden Fall in der Erinnerung von W.C. Handy. Und noch heute ist der Blues untrennbar mit den verschiedensten Gitarristen und ihren Spielstilen verbunden. Einen ganz eigenen Klang entwickelte John Campbell, der leider vor dem internationalen Durchbruchh an Herzversagen starb.
Campbell wurde am 20. Januar 1952 in Shrevenport (Louisiana) geboren und wuchs in Center (Texas) auf.
„Ich wurde verrückt nach der Gitarre, als ich das erste Mal eine hörte“, erinnerte sich Campbell. Es war wohl seine Großmutter, die stolze Besitzerin einer Pedal Steel war. Seine erste eigene bekam er als achtjähriger Junge. Schon als 13jähriger begann er professionell bei Parties zu spielen.
Nachdem er bei einem illegalen Autorennen fast ein Auge eingebüßt hatte, nutzte er die Zeit, um ausführlich Muddy Waters, Howlin‘ Wolf und John Lee Hooker zu hören und zu den Platten mit zu spielen. Und er fand im Blues einen Weg, sich musikalisch auszudrücken – was ihm mit Worten schwer fiel.Mit 16 verließ er die Schule und haute mit seiner Gitarre von zu Hause ab. Unterwegs spielte er an der Straße, an Tankstellen. wo immer es möglich war.
Eine feste Band wollte er damals nicht haben. Das war für ihn zu einengend. Statt dessen orientierte er sich an den alten Bluesmusikern, die in ihren Liedern von den alltäglichen Dingen ihres Lebens erzählten. Nie habe er einen Song zweimal gleich gespielt.
„If there was a phantom hellhound chasing me at one point in my life, maybe now he’s sitting beside me. I taught the him to sit, so I can stand my ground a little bit more.“
Irgendwann kam er 1985 schließlich nach New York. „Ein Freund schickte mir ein Ticket und einen Ausschnitt aus der Village Voice: Ich sah Albert King, Robert Cray und Dr. John, die alle in der gleichen Woche spielten!“ Obwohl er eigentlich akustische Gitarre spielte, musste er auf Grund des Verkehrslärms vor seinem Fenster einen Verstärker nutzen, um sich selbst beim Üben zu hören.Schon bald bekam er einen langfristigen Job im Abilene Cafe. Doch als der Club schloss, musste er seine gesamten Gitarren, selbst die geliebte National Steele, die einst Lightnin Hopkins gehört hatte, verkaufen um zu überleben und begann in einem Gitarrenladen zu jobben.
Als er die National schließlich zurück erhielt, begann er erneut zu spielen. Diesmal beteiligte er sich an Blues-Jams in einem vietnamesischen Restaurant. Hinterher ließ man den Hut herum gehen. Beim ersten Mal kamen 12 Dollar zusammen. Beim nächsten Mal platzte der Laden aus allen Nähten. Und so zog die Truppe ins Lone Star Café um, wo Campbell schließlich von Elektra Records entdeckt wurde.
Auf seiner ersten Platte „One Believer“ beschäftigte sich Campbell mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Entsprechend düster und dabei doch voller Energie war das Ergebnis. „Howlin Mercy“ entstand in einer ganz anderen Situation. Sechs Monate war Campbell mit seiner Band im Gefolge von Buddy Guy auf Tour gewesen. Entsprechend voller Energie war das Ergebnis, auch wenn Campbell sich durchaus auch auf alte Bluesnummern gestürzt hat.
Und hier kommt auch der geisterhafte Ton wieder zum Vorschein, wenn er etwa „I Ain’t Afraid of Midnight“ singt.
Doch bevor Campbell von der mit den Platten erregten Aufmerksamkeit profitieren konnte, starb er am 13. Juni 1993. Der Rolling Stone schrieb in seinem Nachruf:
„Campbell played the guitar as if Robert Johnson were his private tutor. He managed to ferret out the deepest secrets of Delta blues, nurturing the music’s mysterious passion as well as updating it to include a collective vision that extended through his own contemporary blues songs like „One Believer,“ „Wiseblood“ and „Wolf Among the Lambs“ to the songwriting of Tom Waits and an intuitive grasp of the connection Led Zeppelin made with Memphis Minnie on „When the Levee Breaks.“