Mit seinem auf dem eigenen Label veröffentlichten Album "All Original" hatte John Primer in den USA 2010 großen Erfolg. Nominierungen nicht nur für den Blues Music Award sondern auch für den Grammy konnte er erhalten. Jetzt erscheint das Album auch in Europa.
Wenn man in der Gegenwart nach Musikern sucht, die den mittlerweile klassischen Chicago-Blues der 60er und 70er Jahre am Leben erhalten, dann wird man bei John Primer fündig. Jahrzehntelang war er als Sideman bei Willie Dixon, Muddy Waters und Magic Slim unterwegs. Und aus diesen Jahren stammt eindeutig sein Sound, wie man ihn auch auf "All Original" findet: Hier wird nicht mit Soul oder Funk geflirtet, der Rock nicht zelebriert sondern statt dessen gibt es die klassische Bandbesetzung mit Gitarre, Bluesharp, Piano, Bass und Schlagzeug. Und es gibt die Üblichen Geschichten von Frauen, die man vermisst oder verlässt, von der Sehnsucht nach dem Mississippi oder einfach davon, dass es wichtig ist, den Blues weiter zu lieben, um ihn am Leben zu erhalten.
Wer auf "All Original" nach künstlerischer Originalität sucht, könnte enttäuscht sein: Zwar sind Primer als Sänger und Gitarrist und seine Begleiter mehr als kompetente Musiker, aber sie sind in ihrer Musik ebenso konservativ wie die Academy of St. Martin In The Fields. Was aber das Vergnügen, die die Platte bietet, in keiner Weise vermindert. Denn Primer ist ein Sänger und Gitarrist, dem man seinen Blues abnehmen kann, dem er sich seit Jahrzehnten ergeben hat. Und die Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit zählt beim Blues eben doch noch mehr als eine zum Selbstzweck ausgerufene technische Revolution.
Es bleibt zu hoffen, dass Primer mit diesem Album endlich als Solist wirklich die verdiente Anerkennung auch außerhalb der Vereinigten Staaten finden kann. Verdient hat er das schon lange.