Mit 80 Jahren scheint John Mayall noch längst nicht an den Ruhestand zu denken. Unermüdlich ist er auch fünf Jahre nach Auflösung seiner Bluesbreakers auf Tour. Und kurz vor dem Geburtstag nahm er „A Special Life“ auf, ein kraftvolles und fast jugendlich zu nennendes Album.
 

Der Kreuzzug für den Blues hat John Mayall schon durch so ziemlich alle Spielarten dieses Genres geführt. Sein neues Album beginnt in Louisiana. Für „Why Did You Go Last Night“ kam C.J. Chenier mit seinem Akkordeon ins Studio, um den von seinem Vater Clifton Chenier geschriebenen Song mit der nötigen Dosis Zydeco zu verfeinern. Auch mit dem zweiten Song, Sonny Landreths „Speak Of The Devil“ bleibt man zumindest geografisch in der gleichen Gegend. Bei Mayall wird daraus aber eher eine Bluesrocknummer, als ein Swampblues. Auch Songs von Albert King („Flooding In California“), Eddie Taylor („Big Town Playboy“) und anderen Künstlern finden sich auf dem Album. Mayall wechselt zwischen Gitarre, Bluesharp und Orgel – und wird ansonsten von seiner derzeitigen Band mit Gitarrist Rocky Athas, Bassist Greg Rzab und Schlagzeuger mehr als überzeugend begleitet.

Eigene Stücke sind – wie eigentlich meist in den letzten Jahrzehnte bei Mayall – eher die Ausnahme. Auf „A Special Life“ findet sich beispielsweise der musikalisch zurückhaltende, aber textlich reichlich bissige Kommentar „World Gone Crazy“ – und auch eine Neueinspielung seines Songs „Hearache“, der sich schon auf dem 1965 erschienenen Album „John Mayall Playes John Mayall“ findet.

Insgesamt ist Mayall wieder ein absolut überzeugendes Album gelungen. Lange hatte ich keine aktuellen Veröffentlichungen von ihm mehr verfolgt, weil sie sich für mich zeitweise zu banal und beliebig anhörten. Das ist auf jeden Fall vorbei!