Einen Abschied voller Melancholie aber ohne Resignation könnte man „Whistle Down The Wind“, das neueste (und vielleicht letzte) Album von Joan Baez nennen. Sie interpretiert darauf Songs unter anderem von Tom Waits, Josh Ritter und von Produzent Joe Henry über Politik, Alter, Sterblichkeit und Abschied.
Als Joan Baez 2017 in die Rock&Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, da sprach sie über die Notwendigkeit, die eigenen Anstrengungen zu verstärken, Mitgefühl für all diejenigen zu erwecken, die in der Welt heutzutage zu kurz kommen, einer Welt, in der Empathie versagt und der Wille zum Teilen von der Gier und purer Machtlust verdrängt werde.
Noch immer, nach rund 60 Jahren im Musikgeschäft, ist Joan Baez eine engagierte Künstlerin, die ihre Stimme erhebt zu politischen Fragen, die sich nicht zufrieden gibt mit dem Status Quo. Und sie zwar ruhiger und vielleicht melancholischer geworden im Lauf der Jahre. Aber resigniert ist sie nicht.
Und so finden sich auf „Whistle Down The Wind“ Stücke, wie sie aktueller kaum sein könnten – auch wenn sie schon einige Jahre alt sind und die aktuellen Ereignisse darin etwas zurück liegen. Doch gerade ein Song wie Zoe Mulfords „The President Sang Amazing Grace“ über Barrack Obamas Besuch in Charleston nach dem Massacker eines Rassisten an Kirchgängern bekommt angesichts von Donad Trumps Äußerungen zu aktuellen Massenmorden eine bedrückend neue Bedeutung.
Baez hat hier Songs gefunden, die die Sehnsucht nach einer anderen, besseren Welt Welt ohne Kriege und Gewalt am Leben halten. Und sie hat Stücke sich zu eigen gemacht, die vom eigenen Alter und der Melancholie des Abschieds handeln. Wer davon sich nicht anrühren lässt, leidet entweder an versteinertem Herzen oder an chronischen Zynismus. Das sind Lieder der Hoffnung und Zuversicht, dass Veränderungen gegen alle Wahrscheinlichkeiten möglich sind. Und das macht „Whistle Down The Wind“ zu so einem wichtigen und empfehlenswerten Album.