Akustischer Blues für Gitarre und Harp als Denkmal für die alte und neue Southside von Chicago. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Jeff Stone an der Bluesharp hat Songwriter Jeff Dale mit „The Southside Lives“ ein Album veröffentlicht, dass einerseits deutlich an die klassische Ära von Musikern wie David Honeyboy Edwards anknüpft aber diese Geschichte musikalisch und textlich fortschreibt ins 21. Jahrhhundert.
Schon mit der ersten Story sind wir mittendrin in der Geschichte des Blues. In „Honeyboy Story“ knüpft Jeff Dale an Erinnerungen von David Honeyboy Edwards an, als der irgendwo in Tennessee wegen Landstreicherei zu 20 Tagen Knast und 20 Dollar verurteilt worden war. Auch der „Rooster“, der jeden Tag pünktlich um vier Uhr früh kräht, könnte glatt aus dem Delta stammen. Doch dieser Hahn lebt mitten in Chicago und stört den Schlaf der Stadtbewohner. Kann man den Hahn nicht auf dem Lande lassen, oder zu Hühnersuppe verarbeiten? Die Southside von Chicago lebt in diesen Bluesgeschichten. Nicht nur die jetzt in den Geschichtsbüchern des Blues verzeichnete der Vergangenheit. Das Stadtviertel ist prägend geblieben für die Musiker, die dort aufwuchsen. Und auch das harte Leben der reisenden Bluesmusiker mit Blues Hotels und zusammenbrechenden Tourbussen. So ist „The Southside Lives“ ein Album voller geschichtlicher Reminiszenzen und gleichzeitig ein Blick auf die Gegenwart von zwei großartigen Musikern.
Kennengelernt haben sich Jeff Dale und Jeff Stone schon in der dritten Klasse. Aufgewachsen sind beide in der legendären Southside von Chicago. Und schon als Kinder hörten sie daher Musiker wie Hound Dog Taylor, Muddy Waters, Howlin’ Wolf und Koko Taylor. Während Dale in den 70er Jahren mit seiner Blue Wave Band mit Musikern wie Lowell Fulson, Etta James und anderen auftrat, sind seine South Woodlawners mittlerweile eine Institution des aktuellen Chicagoblues. Stone begann seine Karriere in Los Angeles, arbeitete dort unter anderem mit Zac Harmon zusammen. Zurück in Chicago spielte er unter anderem für Rev. KM Williams. Und er war bei allen Albumaufnahmen der South Woodlawners dabei.
Es habe 50 Jahre gedauert, dieses Album zu machen, meint Dale. Für alle Freunde des akustischen Blues war die Zeit des Wartens ein großer Gewinn. Hier erleben wir ein Bluesduo, das sich eben nicht auf das Wiederholen der Klassiker beschränkt sondern das eigene Geschichten mit allen Ecken und Kanten und mit Humor und jeder Menge Herz erzählt.