Wie ist die ökologische Katastrophe noch zu verhindern? Es gibt durchaus ernstgenommene Philosophen, die eine deutliche Reduzierung der Bevölkerung als Lösung ansehen. Dieser These geht Jean-Christophe Rufin in seinem Buch „Le Parfum du Adam“ nach.
Klappentexter sind wahrscheinlich eine ebenso des Lesens unkundige Spezies wie die Entwickler zugkräftiger Titel. Nur so kann man sich vorstellen, wie man Jean-Christophe’s Roman „Le Parfum du Adam“ als Actionthriller a la Michael Crichton zu verkaufen sucht und ihm gleichzeitig den völlig irreführenden Titel 100 Stunden gibt. Damit wird eine Lesergruppe angesprochen, die mit der philosophischen Art des Romans nichts anfangen können, weil sie eine temporeiche Actionstory erwarten. Dabei ist der Action-Bereich in dem Buch nur ein Vehikel, um ethische, philosophische und ökologische Themen zu diskutieren.
Juliette, Aktivistin in einer Umweltschutzgruppe, ist auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben. Als sie Tiere aus einem polnischen Versuchslabor befreit, gerät sie in das Komplott einer fanatischen Umweltorganisation, die den Plan verfolgt, die Menschheit zu reduzieren, um die Natur zu retten. Ex-CIA-Agent Paul Matisse und seine ehemalige Partnerin Kerry erhalten den Auftrag, die Hintergründe zum Übergriff auf das polnische Versuchslabor zu kären und finden sukzessive heraus, was die Fanatiker planen. So grob gefasst die Story. Um 100 Stunden geht es dabei zu keinem Zeitpunkt.
In seinem Nachwort erläutert der Arzt Rufin (Mitbegründer von Ärzte ohne Grenzen) seine Zielstellung: Er will aufklären über die Denkgebäude der sogenannten Tiefenökologie, die von Kriminalisten mittlerweile verantwortlich gemacht wird für eine ganze Reihe Straftaten von radikalen Umweltschützern. Wenn man, wie es diese in der Fachwelt oft ernstgenommenen Denker oft tun, den Menschen nur als eine Art unter vielen in einer insgesamt beseelten Erde sieht, dann steht die Folgerung zwangsläufig zur Debatte, einen Teil der Menschheit einfach sterben zu lassen. Sei es durch verhinderte ärztliche Hilfeleistung und Entwicklungshilfe, sei es (wie im Roman) durch das Hervorrufen einer tödlichen Seuche. Diese inhumane Ökologie steht im Zentrum des Romanplots. Eigentlich könnte man damit einen spannenden Thriller schreiben – doch das gelingt Rufin nicht. Zu klischeebeladen sind die Beschreibungen, zu flach bleiben die Handlungscharaktere (wenn man mal von der manisch-depressiven Heldin Juliette absieht). Die Dialoge sind flach und lassen den Witz komplett vermissen. Schade drum – denn eigentlich hätte der Plot das Zeug für einen Roman, der sich mit Frank Schätzings „Der Schwarm“ eher vergleichen lässt als mit dem gedanklich flacheren Crichton.