Bluegrass und Bluesrock, Led Zeppelin, Reeggae und Popsounds – Jack Whites neues Soloalbum ist ein Beleg für seine musikalische Vielseitigkeit. Oder sollte man sagen: Sprunghaftigkeit? Auf jeden Fall ist „Lazaretto“ eines der interessantesten Rockalben der Sommersaison geworden.
 

Man könnte sich an die Alben der White Stripes erinnert fühlen: Anders als beim Vorgänger Blunderbuss ist Jack White wieder bei den alten Versuchen angekommen, sämtliche möglichen Sounds zu einer zeitgemäßen Pop- und Rockmusik zu vereinen, die dennoch nie ihr Fundament im Blues vermissen lassen. Da treffen Riffs a la Led Zeppelin wie im Titelsong oder dem Instrumental „High Ball Stepper“ auf Country, Bluegrass und Reggae – und oftmals wechseln die Stile selbst innerhalb des gleichen Songs hin und zurück. Wie in einem unter Quarantäne stehenden Schiff (die andere Wortbedeutung des Albumtitels) werden die Stile auf engstem Raum miteinander auf Kollisionskurs geschickt. Und als Ergebnis kommen dann so faszinierende Songs wie die Country-Nummer „Temporary Ground“, der machohaft dahinrockende Opener „Three Women“ oder „Just One Drink“ heraus.

„Lazaretto“ kann man eines nicht vorwerfen: Langweiligkeit. Hier ist einer der faszinierendsten Musiker derzeit mit einer überbordenden musikalischen Fantasie zu erleben. Ist das die Zukunft des Rock & Roll? Wahrscheinlich nicht. Aber wer darauf wartet, verpasst die Gegenwart. (Third Man Records)