Was treibt einen Menschen aus der westlichen Hemisphäre eigentlich in die Südsee? Ok, die Literatur über Abenteuer und paradiesische Strände sind schon verlockend. Aber die Realität in Inselstaaten wie Vanuatu ist dann doch reichlich ernüchternd. Wie J. Maarten Troost in seinem zweiten Buch „Die Verlockungen der Südsee“ trocken und witzig darstellt.
Troost ist mit seinem Erstling zu einem meiner Helden nicht nur der Reiseschriftstellerei sondern auch als Musikschriftsteller geworden. Mit der Darstellung der Verwendung von Miles Davis gegen die allgegenwärtige Soundkulisse von „La Macarena“ in Kiribati hätte er mindestens einen Grammy verdient. Ähnliche Großtaten sucht man leider in seinem Zweitwerk vergeblich. Aber das liegt einfach daran, dass die Situation eine andere ist: Zwar ist die Frau des Autors (nachdem er sich mehr schlecht als recht bei der Weltbank als Folienholer durchgeschlagen hat) wiederum in einem Entwicklungshilfe-Projekt in der Südsee. Doch Vanuatu und später Fidji sind eben nicht Kiribati – statt zu den Bewohnern einfach dazu zu gehören – wenn auch als zugereister Sonderling, findet sich Troost jetzt in Kreisen von Entwicklungshelfern und reichen Touristen wieder – und nur abends, wenn er sich dem Kavatrinken mit den Nachbarn hingibt, kommt so etwas wie ein Heimatgefühl auf. Aber das mag auch an der Qualität dieses lokalen Rauschmittels liegen, dem er zunehmend verfällt.
Dennoch ist das Buch ämüsant zu lesen – etwa die Abhandlungen zum Kannibalismus im Zusammenhang mit der Zubereitung diverser Missionare. Oder aber dem fachgerechten Umgang mit giftigen Hundertfüßern bei ständigen besorgten Anrufen des liebenden Eheweibs. Man kann – und das hebt das Buch aus schwärmerischen Reisebeschreibungen etwa von Fahrtenseglern heraus – jede Menge vorhandene Traumvorstellungen begraben beim Lesen des Buches. Denn eigentlich sind die Inselwelten der Südsee weit entfernt davon, das Paradies auf Erden zu sein. Sie sind ein von der Natur sicherlich bevorzugter Flecken Erde. Doch sie sind Teil der Entwicklungsländer, Gegenden mit jeder Menge Armut und Korruption, Länder, die noch dazu unter Vulkanismus und Wirbelstürben zu leiden haben. Und so ist letztlich die Entscheidung des Autors und seiner Frau zu verstehen, nach der Geburt ihres Sohns das Nomadenleben aufzugeben und eine feste Heimat (noch dazu in den USA nach dem 11. September) zu suchen. Auch wenn es dann wohl kaum wieder neue Bücher von Troost geben dürfte. Und das wiederum würde zumindest ich schade finden. (Auch wenn er mit Band eins nur 250 Dollar verdient haben will…)
J.Maarten Troost – Die Verlockungen der Südsee
ISBN 978-3-426-77981-1
Knaur Taschenbuch 2007