Eigentlich sind Irene Torres und ihre Sugar Devils ein Trio. Doch auf ihrer aktuellen (zweiten) EP werden sie von einer Menge Gäste unterstützt und servieren einen Mix eigener Songs zwischen Jazz, Swing, Funk, Rootsrock und Reggae.
Mancherorts sind Visitenkarten so etwas wie eine Kunstform: Wie stellt man sich am Besten seinem Gegenüber vor? Wie kann man ihn auf knappem Raum klar machen, dass der Kontakt mit einem wichtig und lohnend ist? Wenn man die EP als musikalische Visitenkarte begreifen will, dann haben Irene Torres And The Sugar Devils alles richtig gemacht. Mit nur sieben Liedern machen die aus Peru stammende Sängerin und ihre Begleiter klar, dass hier eine Band entstanden ist, wie man sie zur Zeit nur selten zu hören bekommt. Verantwortlich ist dafür natürlich zuerst die aus Peru stammende Sängerin: Torres überzeugt mit einer Stimme irgendwo zwischen Jazz und Soul a la Amy Winehouse, kann aber durchaus auch rockig zur Sache gehen.
Die sieben Songs der EP sind in Toronto (die ersten vier) und New Orleans eingespielt worden. In Toronto wurden die Sugar Devils (Drew Austin – Drums, Josh Piche – Gitarre) verstärkt von dem Jazz- Trompeter Brownman Ali, Bassist Jesse Deitschi und Rob Christian an Keyboards und Saxophon. Die Mixtur der vier Tracks ist entsprechend fett: Da ist der Pop-Reggae „Without You“, „Criminal“ könnte man eher als Jazz mit einer gehörigen Dosis Soul klassifizieren. Und „Before You Go“ (eindeutig der Hit der ganzen EP!) hat einen Groove irgendwo zwischen New Orleans und Latinjazz. Während hier Torres wie eine verwundete Souldiva schmachtet, hebt die Jazztrompete von Bowmann die Nummer gleichzeitig aus dem Popkontext heraus in künstlerische Höhen. Und „King of the Block“ ist einfach ein R&B-Song im Stile der 60er Jahre.
Teil 2 der EP geht den eingeschlagenen musikalischen Richtungen mit anderer Besetzung weiter nach. „Sticky Fingers“ (der zweite Höhepunkt der CD) ist wundervoll dreckiger Blues mit Hammond und röhrendem Saxophon. „Sugar Devil“ (die Erkennungsmelodie der Band) ist ebenso bluesig, sie rockt und hat gehörigen Dreck zwischen den Noten. Doch zum Mix kommt dann noch etwas von den Sounds eines Stevie Wonder in den frühen 70ern hinzu. „I‘ll Be Good To You“ mag zwar wie normaler Rhythm & Blues klingen, ist aber eigentlich eine Neuinterpretation von Charlie Parkers „Confirmation“. Zuviel der Anspielungen? Zuviel Bezugspunkte? In diesen Falle nicht. Denn das macht die Faszination der Scheibe aus: Vielseitig, sexy, intelligent und mitreißend. Und niemals langweilig. Eine gute Visitenkarte! Und wo bleibt das Album?