slamEs ist schon erstaunlich – kaum ist der Winter vorbei und draußen scheint die Sonne auch noch am späteren Abend – schon setzt die Müdigkeit ein. Besonders morgens, wenn man eigentlich voller Tatendrang sein sollte und vor Ideen übersprudeln müsste, regiert der Zwang zum Gähnen. Kann man das mit ein paar schönen Jazznummern kurieren?

Testobjekt ist für mich das Album „Through the coin“, dass das italienische Quartett Slam! gerade bei Jamendo veröffentlicht hat.

SLAM! wurde im Herbst 2007 als Alma Jazz Legacy Quintett gegründet. Die Mitglieder kannten sich schon von der Universität Bologna her und begannen gemeinsam zu musizieren. Dabei wechselte die Besetzung öfters mal: zeitweise gehörten Saxophonspieler dazu und für längere Zeit auch der Gitarrist Michael Malaesta. In der Besetzung Matteo Sgarzi (b, bg), Luca De Marchi (tp), Silvio Peroni (p, keyb, melodica, ss) und Andrea Zucchelli (dr) beschloss man, gemeinsam als Slam! ein Album aufzunehmen. Da man sich unsicher war, ob man das bei den bevorstehenden Kosten wirklich machen sollte, entschied ein Wurf mit einer 2-Euro-Münze. Daher kommt auch der Albumtitel.

 

Bei den zwölf aufgenommenen Stücken handelt es sich um Eigenkompositionen der Band. Und die pendeln zwischen kühler Distanziertheit, treibendem Hardbop und zeitweiligen Ausflügen in Richtung Jazzfunk und freie Gefilde. Besonders die lyrischen Trompetenlinien De Marchis entwickeln dabei einen wirklich hypnotischen Sog. Insgesamt macht die Platte durchaus nicht den Eindruck eines Debüts – hier spielen vier Musiker zusammen, die nicht nur für sich ihr Instrument gelernt haben sondern auch als Gruppe eine Art des Zusammenspiels gefunden hat, der es Spaß macht, zuzuhören. Und vor allem: hier wird Freiheit nicht als Entschuldigung für die Lust am unstrukturierten Krach genommen sondern als logische Entwicklung einer Improvisation, die immer wieder zurück zu traditionelleren Klangwelten führt.

Allerdings ist das wahrscheinlich die falsche Musik gegen Müdigkeit, auch wenn sie besonders schön ist. Das Album ist prima. Aber ich muss mir wahrscheinlich doch lieber einen Kaffee kochen…