„Hiergeblieben“ hätte man als Motto über diesen Abend schreiben können. Und das genau war mein Gefühl bei dem Konzert während des Nürnberger Bardentreffens. Was wir in diesem Land vielen Flüchtlingen antun, ist nämlich einfach zum Heulen.
Es soll Zeiten gegeben haben, wo Rap und Hiphop politisch waren. Wo Musiker mit dieser Musik die Verhältnisse auf den Punkt brachten und den Verhältnissen kräftig in den Arsch traten. Genau das passiert an diesem Abend: Hier brüllen uns die vergessenen Insassen der Asylbewerberheime ihre Verzweiflung über die real existierenden Verhältnisse ins Gesicht. Da steht der 19 jährige Rapper auf der Bühne, der demnächst nach Dargestan abgeschoben werden soll. Als Hans Ratz das erzählt, ist tiefe Betroffenheit in vielen Gesichtern zu sehen. Es ist ein harter Abend, der die Brutalität der europäischen Asylpolitik an lebenden Menschen deutlich macht. Das Tragische ist, dass großartige Musiker hier eine politische Botschaft rüber bringen müssen, anstatt mit ihrem Publikum eine Party zu feiern.
Aber wie soll man eine Party feiern, wenn jeder weiss, dass alle auf der Bühne (bis auf die mit einem deutschen Pass) am nächsten Tag wieder ihrer Residenzpflicht nachkommen müssen? Und doch findet diese unmögliche Party auf der Tour von Strom und Wasser mit The Refugees immer wieder statt. Wichtig an diesem Abend war, dass eine Menge Leute die Unterschriftenliste für ein Bleiberecht der Musiker unterschrieben haben. Und vielleicht hilft das, was Hans Ratz und seine Band hier möglich machen, dass die Wähler in diesem Lande endlich begreifen, dass sie die Poltiker zwingen können, die Verhältnisse zu ändern. Irgendwann tauchte dann in Nürnberg noch ein Transparent gegen Deportationen nach Afghanistan auf. So richtig diese Forderung auch ist: Ich fragte mich, wieso nur Afghanistan drauf stand.