Ein Album wie eine freundliche Umarmung oder ein mitreißender Gottesdienst – Henrik Freischlader hat auf „Missing Pieces“ zusammen mit seiner Band ein Werk veröffentlicht, dass in seiner Eindrücklichkeit und Ehrlichkeit Seltenheitswert nicht nur in Deutschland hat. Musikalisch findet sich in den Songs des Albums eine Mixtur zwischen Blues, Rock, Soul, Funk und Jazz.
Es gab eine Zeit, da gab es selbst im Kino vor dem Filmbeginn eine Ouvertüre, um die Zuschauer abzuholen, zur Ruhe zu bringen und auf das folgende Erlebnis vorzubereiten. Auf LPs ist mir dies bisher kaum in Erinnerung geblieben. „Opening“ mit seinen Orgelklängen weckt Anklänge an die Kirche. Und Freischladers lyrische Gitarrenklänge schweben sanft darüber hin. In „New Beginning“ wird die Gitarre lauter und drängender, steigert sich immer wieder zu Höhepunkten. Freischlader erzählt davon, dass er endlich seinen Frieden gefunden hat im Glauben.
überhaupt ist das ganze Album, auch wenn es wohl niemand als Konzeptalbum bezeichnen würde, eine in sich geschlossene Einheit. Die Songs folgen organisch aufeinander, kommentieren sich oder setzen Kontraste, Von persönlichen Fragen wechselt der Sänger zu politischen und gesellschaftlichen Fragen. Höhepunkte sind Lieder wie „Power To The Peaceful“ mit seinem heftigen Funk, „Justice Blues“ oder auch dem wütendenden „It Ain’t Funky“ mit seiner Anklage gegen den allgegenwärtigen Konsumwahn und die allumfassende Gier.
Dass Freischlader einer der besten Gitarristen hierzulande ist, braucht man nicht mehr zu betonen. Dass seine Band jetzt allerdings ein Niveau des Zusammenspiels erreicht hat, dass einem zuweilen den Atem nimmt, ist für mich die große Überraschung. Stilgrenzen werden regelmäßig überschritten, ob man die Scheibe als Blues oder Rock einsorieten sollte, ist den Musikern offenbar nicht so wichtig wie die Geschichten, die in den Liedern erzählt werden. Und nicht zuletzt das aufwändige Cover mit mehreren Ebenenen und liebevoll illustrieren Karten zu jedem einzelnen Song erheben „Missing Pieces“ zu einem echten Kunstwerk. Unbedingt anhören!