Mit den Bluesnamen ist das so eine Sache – entweder man geht in ihnen völlig auf oder aber stellt fest, dass der Mensch hinter dem Namen doch ein anderer ist, als der auf der Bühne. Dann sollte man ihn ablegen wie eine störende Maske. Lightnin‘ Guy, der mit seinen Mighty Gators zu Belgiens bekanntesten Bluesmusikern gehört, hat mit seinem aktuellen Album diesen Schritt vollzogen. Die Songs seien so persönlich, dass das notwendig geworden sei.
Album des Monats Mai 2015 in der Wasser-Prawda
Er singt von besseren Tagen in der Zukunft, wilden Nächten mit guter Musik oder dem Gefühl, am Leben zu sein. Vom Scheitern der Liebe und der Verletzlichkeit sing er oder davon, wie man die Liebe erst lernen muss. Von den heiligen Orten, die man vor seinen Gegnern besser geheimhält, damit sie einen nicht genau dort treffen, wo man besonders empfindlich ist.
Es sind wirklich persönliche Anmerkungen und Beobachtungen, keine Aneinanderreihung von Bluesklischees, die Guy Verlinde in seinen Liedern erzählt. Meist sind die Lieder melancholisch bis tieftraurig – die besseren Tage sind eine Hoffnung, keine Gewissheit. Doch ist das kein hoffnungslos verzweifeltes oder gar weinerliches Album: Hier hört man einem Geschichtenerzähler zu, der keine Stärke vortäuschen muss, der trotz allem sicher in dem ist, was er will. Die besseren Tage werden kommen, doch um sie auch zu erleben, muss man sich von seiner Angst lossagen, die einen immer wieder zurückhält und klein machen will.
Die Musik dazu ist meist schön direkt gespielter Bluesrock. Doch ebenso kommen Country oder Rootsrock zu Gehör. So kann man das Album auch demjenigen empfehlen, der sich für Americana im weiteren Sinne interessiert. Und selbst beinharte Rocker dürften bei Nummern wie bei „The Light“ begeistert ihre Matte schütteln oder die Luftgitarre aus der Ecke holen.
Persönlich, direkt und kraftvoll bei aller Melancholie: Better Days Ahead ist eine tolle Scheibe. Unbedingt reinhören und weiterempfehlen!