Guy Davis ist beides, Bluesman und Schauspieler. Als Doppel-CD hat er jetzt sein Ein-Personen-Stück über den wandernden Bluesmusiker Fishy Waters veröffentlicht, mit dem er seit den 90er Jahren immer wieder auf der Bühne stand.
Die Aufforderung zum Anfang sollte man ernst nehmen: Füße hoch und zuhören. Wenn man noch dazu einen brennenden Kamin hat, dann umso besser. Und was dann kommt, kann man nur als eine der besten Lehrstunden über die Geschichte des Blues bezeichnen, die je auf Platte gepresst wurden. Denn mit der Geschichte des Hobos Fishy Waters erzählt Sänger, Songschreiber, Gitarrist und Schauspieler nicht nur einfach eine Geschichte. Im Leben des Hobos entfaltet sich die ganze Welt des Blues am Anfang des 20. Jahrhunderts ebenso wie die Geschichte des Rassismus in den Südstaaten. Ob Fishy Waters nun aus seinem Leben und über seine Familie erzählt oder die skurilen Gestalten zum Leben erweckt, denen er auf seiner Reise durch den Süden begegnet: Das ist beste Unterhaltung kombiniert mit feiner Bluesmusik voller Humor (wie in der Geschichte über den einbeinigen Grabräuber) oder düster (wie in der Schilderung eines Lynchmordes).
Was Fishy Waters erlebt und erzählt, das erweckt Davis erzählend und singend so zum Leben, dass man die Bilder förmlich vor Augen sieht. Und ob er nun eigene Lieder singt oder Klassiker von Robert Johnson, Blind Blake oder anderen – sie erklingen in einer Eindrünglichkeit und Eleganz, die weniger nach Lagerfeuer oder Juke Joint sondern eher nach Theater oder Nachtclub klingen. Aber das geht völlig in Ordnung. Denn so werden diese Lieder Teil der erzählten Geschichte und stehen nicht als Fremdkörper daneben. Auch wenn man des Englischen nicht vollkommen mächtig ist, kann man dem Doppelalbum doch gut lauschen und sich fesseln lassen. Spätestens beim dritten Hören hat man dann auch die Feinheiten der Sprache des Stücks kapiert. Schade nur, dass „The Adventures of Fishy Waters“ in Deutschland nur als sehr teurer Direktimport erhältlich ist. Selbst der Download bei amazon ist mit knapp 20 Euro nicht gerade preiswert.
Naja, die Welt feiert Karneval . . . und ich hör den Blues. Mal wieder dies fantastische Album von Guy Davis: The Adventures of Fishy Waters. Liebe Leute, wenn ihr das noch immer nicht kennt wird es höchste Zeit. Einfach grandioses storytelling mit den Mitteln des Blues. Da kann der Aschermittwoch kommen. . .