Guy Davis gehört mit Keb‘ Mo‘ und Eric Bibb zur Spitze der akustischen Bluesszene der Gegenwart. Bei den Aufnahmen zu seinem neuen Album „Juba Dance“ arbeitete er unter anderem mit Fabrizzio Poggi (mharm) und den Blind Boys of Alabama zusammen. Platten von Guy Davis haben immer etwas von einer äußerst unterhaltsamen Unterrichtsstunde an sich: Der Sänger und Gitarrist bringt Klassiker des Blues neu zum Klingen und stellt sie neben neue Songs, die im gleichen traditionellen Stil verwurzelt sind. So interpetiert er auf „Juba Dance“ Stücke von Blind Lemon Jefferson, Rev. Robert Wilkins und Blind Willie McTell. Was anderswo leicht zur unsinspirierten Covernummer geraten würde, wird bei ihm zu einer äußerst lebendigen und tanzbaren Musik: Hier ist der Blues genau dort, wo er ursprünglich entstanden ist angekommen. Manchmal ist das feinster Mississippi-Blues, manchmal fühlt man sich wie gleich beim Opener „Lost Again“ an die Jugbands von Memphis erinnert. Und auch die Freunde des ragtimlastgen Piedmont-Blues kommen hier auf ihre Kosten. Aber niemals glaubt man, einer billigen Kopie lzu lauschen. Denn Davis und seine Mitstreiter sind zwar Traditionalisten oder Konservative im besten Sinne des Wortes. Doch niemals vergessen sie, dass ein Blues nur dann „echt“ ist, wenn man ihn selbst musikalisch durchlebt und sich zu Eigen macht. Manch Kritiker fühlt sich von der absolut überzeugenden Zusammenarbeit von Davis mit dem italienischen Harpspieler Fabrizio Poggi gar an eine Neuauflage von Terry & McGhee erinnert.
Höhepunkte sind neben dem schon erwähnten „Lost Again“ der Titelsong „Dance Juba Dance“, eine hypnotisch dahinstürmende Nummer mit Banjo und Percussion, wo Motive aus „John Henry“ zum Stammestanz mutieren und der auf die Straßen von New Orleans passende Trauermarsch „Some Cold Rainy Day“, den Davis im Duett mit Lea Gilmore singt. Und natürlich die wundervolle Version von „See That My Grave Is Kept Clean“ von Blind Lemon Jefferson, was dank der Blind Boys of Alabama endlich mal wieder die spirituelle Tiefe erhält, die so vielen Rockversionen des Songs einfach fehlt. Eine unterhaltsame Unterrichtsstunde – und ein bemerkenswertes akustisches Bluesalbum des Jahres 2013!