Rauh und rockig, swingend und humorvoll oder auch hemmungslos romantisch und typisch italienisch: Guitar Ray & The Gamblers haben auf ihrem neuen Album „Photograph“ die ganze Vielseitigkeit ihres Blues versammelt.
Es gibt Künstler, die auf der Bühne derartig in ihrer Musik aufgehen, dass man sich beim Betrachten von Fotos hinterher nochmals an das gesamte Konzert erinnern kann. Der italienische Gitarrist Ray Scona gehört unbedingt dazu. Den Moment eines Auftritts (unverkennbar mal wieder eine Aufnahme von „Blues Bea“ von Beate Grams) in Eutin, den er als Cover für „Photograph“ gewählt hat, sorgte bei mir sofort für einen gedanklichen Zeitsprung in den Mai 2013. Das Album selbst aber holt einen sehr schnell wieder in die Gegenwart. Denn im Studio – und mit einigen Songs, die damals noch nicht im Programm waren – entwickeln Guitar Ray & The Gamblers eine ganz eigene Faszination.
Lieder wie das tolle „She‘s Mighty Fine“ oder „Mary Lou“ sind am ehesten noch unter das Prädikat des swingenden Rhythm & Blues zu packen. Aber schon der trocken abrockende Eröffnungssong „Give It Up“ macht unmissverständlich klar, dass das in Konzertprogrammen gern verwendete Label „Retro“, völlig fehl am Platze ist. „Everybody Wants To Win“ ist relaxter Rootsrock, der von ferne an JJ Cale erinnert. „You‘re The One“ ist ein Song, wie man ihn von Chris Rea seit Jahrzehnten nicht gehört hat. So eine tolle Geige würde er warhscheinlich auch nie einsetzen. Dabei macht gerade sie die Faszination des Liedes aus. Und bei „Bella Bambina“ trifft akustischer Blues vollends auf italienischen Schlager.
„Photograph“ ist ein tolles Album für Freunde des zeitgenössischen Gitarrenblues ebenso wie für jeden, der handgemachte Musik zwischen sämtlichen Stilen zu schätzen weiß. Und wenn Guitar Ray & The Gamblers in der Gegend sind gilt: Wer nicht hingeht, verpasst einen fantastischen Konzertabend!