GravelRoad erlebt hat, der weiß, dass hier nicht die klischeemäßigen Bluesrocker am Werke sind. Auch ihr 2013 erschienenes Album „The Bloody Scalp of Burt Merlin“ ist meilenweit entfernt von der gelackten Virtuosität vieler Gitarrenhelden und taucht dafür ganz tief ein in die hypnotischen Grooves des Juke Joint Blues im nördlichen Mississippi.
Manche fühlen sich veranlasst, hier die Verbindung zwischen Blues und dem Rock der frühen Black Sabbath zu sehen. Andere denken an Captain Beefheart. Aber eigentlich gilt hier die These: It‘s Only Rock & Roll – oder besser gesagt: Bluesrock. Rauh, voll auf die Zwölf, laut dreckig und gemein. Die Gitarre von Stefan Zillioux ist strikt in Open G gestimmt und jagt durch die Bluesgefilde. Das Schlagzeug von Marin Reinsel legt hypnotisch-treibende Rhythmen, die mehr nach Voodoo-Drums klingen als nach Heavy Metal und wird dabei stoisch unterstützt vom Bass von John „Kirby“ Newman.
„The Bloody Scalp Of Burt Merlin“ geht deftig los mit Nummern wie dem Opener „The Run“ oder dem punkigen „Med Pass!“. Andere Songs sind dann eher dem Blues des North Mississippi verbunden, den das Trio mit T-Model Ford gespielt hat. Und überraschenderweise kommt ganz zum Schluss der Albums sogar noch ein Ausflug in den Country („Bring Me Back“).
Das ist nicht die Musik für den gelegentlichen Blueshörer, der Alben von Keb‘ Mo‘ und Robert Cray neben Popjazz und ähnlicher Musik für Zahnarztfrauen einsortiert hat. Aber GravelRoad kann mit diesem Album sicherlich auch unter jungen Metalfans einige Zuhörer gewinnen. So deftig, wie diese Band drauflosrockt, ohne jemals den Blues komplett zu verleugnen, stehen die drei Musiker aus Seattle in der Szene einzigartig da. Und das Gute ist: Schon im Herbst kommt das nächste Album raus.