Swing, Blues, Oldtime Jazz – und dazu Geschichten, die purer Rock & Roll sind: Trotz des klischeehaften Albumtitels ist das Album der Band Grand Marquis aus Kansas City eines der besten Swingalben des Jahres 2013. Und gleichzeitig auch die beste Bluestanzscheibe, die mir bislang untergekommen ist.
Entstanden sind Grand Marquis 1998 im Rahmen des letzten Swingrevivals. Und wie eigentlich alle überlebenden Bands dieser Zeit (der Begriff „Ära“ wäre dafür übertrieben), die sich nicht der reinen Erbepflege und der zahlungskräftigen Kundschaft bei Empfängen und großen Bällen verschrieben haben, haben die Musiker ihren ganz eigenen Stil zwischen Alt und Neu gefunden. Während Sänger und Saxophonist Bryan Redmond die Coolness der alten Crooner ebenso draufhat wie die Rotzigkeit des Rock & Rollers kann Gitarrist Ryan Wurtz nicht nur im Stile von Django Reinhardt oder Brian Setzer spielen sondern tritt erfolgreich den Beweis an, dass eine klassische Slide-Gitarre durchaus auch Duelle mit Saxophon und Trompete liefern kann: Das ist Blues-Swing vom Feinsten („Bed of Nails“„Easy To Be The Devil)!
Als in Kansas City damals der klassische Swing entstand, war das ein Kind des Jazz, das seine Verwandtschaft zum Blues deutlich hören ließ. Erst mit der Kommerzialisierung und der Ausbreitung etwa nach New York ging das oft verloren. Doch Grand Marquis machen das in ihrer Musik von Anfang an auch den Neulingen wieder bewusst: So wie Swing und Jazz Tanzmusik waren, war es auch der Blues ganz am Anfang seiner Popularisierung. Und die düstern Geschichten, die Grand Marquis auf dem Album erzählt, passen gut zum Prohibitions-Image des Swingrevivals. Und auch zum Image eines teils knallharten, teils verliebten Rock & Rollers. Glücksspiel, Alkohol, Untreue und das Leben in den Tanzschuppen spielen da eine Rolle. Und auch Ratschläge wie man möge statt auf das schnelle Geld zu setzen, auf „Pennies from Heaven“ warten, um ein gutes Leben zu haben. Ansonsten hat man halt das Problem, dass man irgendwann weder dem Blues noch den Schwierigkeiten entkommen kann.
„Blues And Trouble“ ist mit seiner mitreißenden Mixtur aus Jazz, Swing und Blues eine einzigartige Neuentdeckung für mich. Grand Marquis beweisen, dass der Geist des Swing die Stilgrenzen überspringen kann. Und sie haben schon jetzt bei mir einen Platz in den Swingalben des Jahres sicher.