Giora Feidman und das Gershwin-Quartett gastierten am 12. Juli in einer bestens besuchten Marienkirche zu Barth. Das Konzert zeigte, wie sehr Musik Menschen miteinander verbinden kann.

Barth. Superlative sind im Falle von Giora Feidman unnötig. Wer den 75jährigen allein mit seiner Klarinette langsam einziehend erlebt, fühlt, jeder behutsam geblasene Ton ist ein Geschenk an die Zuhörer. Nach einem kurzem Innehalten sagte er zu allen Versammelten: „Bitte, nur einen Ton.“ Aus dem bislang stummen Publikum wird plötzlich ein Chor, über dem Giora Feidman seine Klarinette quer durch alle Tonlagen und -nuancen mal weich, mal übersprudelnd an- und abschwellen lässt. Mit diesem Eingang spürt jeder Mitsummende, wie viel Atem und wie lange anhaltend der international renommierte Instrumentalist durch seine Klarinette strömen lässt. Als eine schnöde Demonstration von technischem Können endet dies nicht. Mit einem Mal waren alle am Beginn der zwei Mußestunden in aller Ruhe miteinander verbunden.

In diesem Jahr gastiert Giora Feidman zusammen mit dem Gershwin-Quartett in Mecklenburg-Vorpommern. Die Boddenstadt war die erste von insgesamt acht Stationen. Eine lange Freundschaft besteht zwischen dem Ensemble und dem „König des Klezmer“, die auf eine gemeinsame Zeit in einem Weltklasseorchester zurückgeht. Allerdings geht der Name Gershwin-Quartett allein auf den ersten Geiger Michel Gershwin und nicht auf den des Komponisten George Gershwin zurück. Seit 1990 treten sie als Quintett zusammen auf.

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p style=“margin-bottom: 0cm;“>Ihrer Repertoireauswahl ist äußerst breit. Klezmer, Klassik, Tango, Jazzanklänge und Filmmusik können sie zu Gehör bringen. Doch anders als in üblichen Kammermusiken vermögen es die Violinisten Michel Gershwin und Natalia Raithel, der Bratscher Juri Gilbo und der Cellist Kira Kraftzoff zusammen mit Giora Feidman einen lebendigen Strom aus Tönen aus der Stille des Kirchenschiffes hervorzubringen und dabei die Akustik des Raumes bestens einzubeziehen. So verwundert es beispielsweise nicht, wenn das für Streichquartett arrangierte „Calaniot“ von Moshe Vilensky trotz eines leisen Einsatzes bis in Ohr und Herz geht. Die Lust am beseelten Spiel und das gewitzte Einflechten von musikalischen Zitaten bei Improvisationen und immer wieder das freundliche Einbeziehen der Zuhörer in ein beispielsweise angestimmtes „Shalom“ schaffen kostbare Momente des Miteinanders von Auftretenden und Gästen und auch des Innenhaltens. Dabei ist Giora Feidman auch ein Brückenbauer zwischen den Kulturen und ein inniger Werber für den Frieden in der Welt.