Grooves zwischen Kuba und Afrika, eine Mixtur zwischen Jazzpop und Latin – insgesamt ist „Roots of Soul“ Kandidat für das Sommeralbum 2012. Der Italienische Multiinstrumentalist Gabriele Poso hat es beim deutschen Label INFRACom! veröffentlicht.
Hier tappt man ganz schnell in die Klischeefalle: So leicht, dass es sogar in Milch schwimmt, lautete vor Jahren der Werbeslogan für einen Schokoriegel. Und bei „Roots of Soul“ ist man versucht, mit ähnlichen schrägen Bildern zu argumentieren. Denn an diesem Album ist scheinbar alles federleicht und luftig geraten, dass mancher gar versucht sein könnte, hier von Easy Listening zu sprechen. Doch wenn man sich das Album genauer anhört, wenn man der Versuchung, die Klänge einfach an sich vorbei plätschern und rieseln zu lassen, widersteht, dann entdeckt man ein Jazzalbum, wie es für den Sommer genau richtig ist. Klar – „Roots of Soul“ ist alles andere als aventgardistisch. Es ist ganz klar geschichtlichen Kategorien wie dem Latin-Jazz verpflichtet und verlässt die dort vorgegebenen Konventionen nicht. Doch zeigt sich die Meisterschaft eines Künstlers eben nicht auch gerade darin, dass er innerhalb eines vorgegebenen Rahmens etwas schafft, was die Blickweise verändert?
Es sind Lieder wie der Opener „Sunshine“ mit der faszinierenden Tanya Michelle, die einen auf das sommerlich leichte Musikvergnügen einstimmen. Doch das Album ist eben nicht nur die tausendste Wiederholung der Latin-Jazz-Klischees der frühen 70er sondern zeigt auf, wie der ganze melodische und rhythmische Kosmos ohne die Verwurzelung in Afrika undenkbar wäre. Und auch, wie stark diese Musik heute ein Genre wie den Neo-Soul noch immer beeinflusst.
Wer sich auf solche Gedankenreisen nicht begeben will, hat mit „Roots of Soul“ natürlich auch eine prima Musik für seine Sommerparty an schwülen Abenden dabei.