Es waren einmal zwei Freunde, ein Jüngerer und ein Älterer, die wanderten gemeinsam durch die Wüste. Während sie so redeten, kam es zu einem Streitgespräch. Der Jüngere wurde plötzlich zornig und schlug dem Älteren ins Gesicht. Darauf kniete sich der Ältere ohne ein Wort zu sagen nieder, nahm seinen Finger und schrieb in den Sand: „Heute hat mich mein Freund ins Gesicht geschlagen.“</p> <!--more--> <p> Dann stand er auf und beide gingen still schweigend nebeneinander weiter. Es war sehr heiß und sie hatten kein Wasser mehr. Nach einigen Stunden kamen sie zu einer Oase. Der Jüngere rannte sofort und hüpfte in den dortigen Teich. Der Teich war aber voller Treibsand und der Jüngere drohte unter zu gehen und zu ertrinken. Da sprang der Ältere nach, packte den Jüngeren und zog ihn aus dem Treibsand. Da kniete sich der Jüngere ohne ein Wort zu sagen nieder, nahm einen Stein und ritzte tief in einen Felsen, der neben dem Teich lag: „Heute hat mir mein Freund das Leben gerettet.“ Da sagte der Ältere: „Warum ritzt du denn das so mühsam in den Fels? Ich habe meinen Satz ja auch nur in den Sand geschrieben.“ Da schaute ihn der Jüngere an und antwortete: „Der Schlag ins Gesicht – der im Sand geschrieben steht – ihn bläst der Wind der Vergebung weg. Dass aber du dein Leben für mich riskiert hast, diese Liebe wird ewig bleiben.</p> <p> Diese Geschichte fand ich in einer Predigt über die Freundschaft eines katholischen Priesters. Wirklich gesucht hatte ich eigentlich anderes – ich wollte groß über das gemeinsame Unterwegssein reden, über die Gemeinschaft der Freibeuter Gottes. Klar, so ein Erlebnis, endlich mal wieder zusammen auf dem Wasser zu sein, ist schon was tolles. Und ich bin von ganzem Herzen dankbar dafür, dass Tommasch sich hinter die notwendige und aufwändige Organisation geklemmt hat. Doch etwas hat mir dennoch gefehlt. Als wir vor Jahren das erste Mal überlegt haben, ins Boot zu steigen, da passierte das aus einem Gefühl der Gemeinschaft, ja der Freundschaft heraus. Wir trafen uns regelmäßig zu den Gottesdiensten und wollten drüberhinaus auch noch was zusammen erleben. Und gleichzeitig noch mehr Leute in die Gottesdienste locken. Das fehlt mir mehr, als ich zugeben möchte. Irgendwie ist die Freundschaft untereinander ganz schön alltäglich geworden. Und damit in Gefahr, zu verschwinden.</p> <p> Freundschaft wächst von selbst – oder aus vielen kleinen und kleinsten Erlebnissen. Erst wenn man miteinander lange unterwegs war, kann man wirklich sagen, man wäre eines anderen Menschen Freund geworden. Man kennt sein Gegenüber. Man weiß, wo es dem anderen wehtut – ja oft braucht es kaum noch Worte, um einander zu verstehen.</p> <p> Doch es geht schnell, dass so eine Freundschaft zerbricht. Da wird Vertrauen missbraucht, es gibt alltäglichen Ärger – oder man lässt sich einfach nicht mehr die Zeit, die man gemeinsam braucht. Da werden Rituale mit der Zeit zur lästigen Pflicht. Dabei ist doch ein Leben ohne wirkliche Freundschaft so gut wie unmöglich.</p> <p> Im Johannesevangelium stehen folgende Worte Jesu an seine Jünger:</p> <div dir="LTR" id="b27ref43015009"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>9</a> Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015010"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>10</a> Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015011"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>11</a> Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015012"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>12</a> Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015013"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>13</a> Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015014"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>14</a> Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015015"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>15</a> Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015016"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>16</a> Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.</p> </div> <div dir="LTR" id="b27ref43015017"> <p style="margin-left: 40px;"> <a>17</a> Dies trage ich euch auf: Liebt einander!</p> </div> <p> Schwestern und Brüder haben sich die Jünger schon in der alten Kirche lieber genannt. Und aus eigenem Erleben weiß ich: Es ist vielleicht noch schwerer, mit den eigenen Geschwistern befreundet zu sein als mit anderen Menschen.</p> <p> Und: Nicht überall wo Freundschaft draufsteht, ist auch Freundschaft drin. </p> <p> Die Freunde, die der verlorene Sohn hatte, als sein Geldbeutel noch voll war und bevor er bei den Schweinen landete: Die Freundschaft der Erfolgreichen, Gesunden und Schönen, in der die wenigsten alt werden. Freunde, die kondolieren, wenn man pleite, die Ehe kaputt ist und die Krebsoperation bevorsteht. Die siehst du nicht wieder. Für die bist du schon gestorben. Oder die alten Schulfreunde, die sich alle heilige Zeit einmal treffen, um sich ihr Auto, ihr Haus und ihre Familie zu zeigen und wie gut sie sich doch gehalten haben im Ansturm der Jahre. </p> <p> Einen wahren Freund finden ist eine Sache. Geliebt zu werden ist nicht weniger mysteriös. </p> <p> Aber genau dieses Mysterium mutet uns Jesus zu. Die Wahl der Freunde, die nimmt er uns ab: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt, sagt er ohne wenn und aber. Für die Freundschaft Gottes kann man nichts vorweisen. Man kann sie sich nur gefallen lassen. Ich bin dein Freund, sagt der Christus, weil ich für dich sogar mein Leben gegeben habe. Mehr Freundschaft geht nicht. Denk nach, was du sagt, wenn du sagst, Gott wäre für dich gestorben, wegen dem Leid in der Welt und dem Terror und dem Hunger und dem Krieg. Ja eben, du alter atheistischer Gottesbekenner! Diese Welt leidet, weil sie keine Freunde hat. Schaut her, hier ist er: Der Gott, der ein Freund der Welt ist. </p> <p> Wo ist der Haken? Was ist der Preis? Und er wird vielleicht schnell fündig in unserem Predigttext: Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe. Aha, sagt der Skeptiker, sei lieb!, das sagten meine Eltern auch immer, wenn ich ins lautstarke Zanken mit meinen Geschwistern kam. Und sie meinten damit zweierlei: Sei verdammt noch mal leise und störe nicht die Erwachsenen – und versuch einfach mal, nicht immer Konflikte direkt auszutragen. Mit Freundschaft hatte das nix zu tun, auch nicht mit Liebe – eher mit Bequemlichkeit. Denn Lärm aus dem Kinderzimmer stört die Gemütlichkeit. Und wer im Recht war – und ob es bei dem Streit um wirklich wichtige Dinge ging, das interessierte eigentlich kaum.</p> <p> Nein, es geht Jesus nicht darum, Konflikte zu verschütten. Nein, er meint: Freundschaft funktioniert nur, wenn man sich an bestimmte Regeln hält. Und die Grundregel ist – die Bibel spricht vom „höchsten Gebot“ - die Liebe zu Gott, zu sich selbst und zu den anderen Menschen.</p> <p> Wissen, was dem anderen weh tut, das ist Freundschaft, die aufhört der Knecht fremder oder eigener Vorteile und Zwecke zu sein. Das ist aufgeklärte Freundschaft, die in der Kategorie der Freiheit handelt: Freundschaft, die klug macht, durch Treue, die man erfuhr. Freundschaft, die Achtsamkeit lernt, weil sie um den anderen weiß: Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan. Die Dreieinigkeit Gottes als Urbild aller Freundschaft? Warum nicht! Jesus zeigt seinen Jüngern, wie diese Freundschaft hinausfließt und andere zu Freunden macht. Und vielleicht ist die Freundschaft unter Christenmenschen um so dürftiger, je weniger wir der Freundschaft Gottes zu seiner Welt trauen.</p> <p> Es geht nicht nur um die wichtigen Rituale, an denen man sich immer wieder der Freundschaft versichert. Es geht auch darum, immer wieder mal neue Dinge anzufangen, neue Wege zu gehen und bereit sein, Risiken zu übernehmen. Eine echte Freundschaft braucht das – und sie hält oft dann doch mehr aus, als man meint. Man muss ihr bloß etwas zutrauen. Und das sage ich nicht nur Euch, sondern vor allem auch mir in den Momenten, wo ich enttäuscht oder einfach nur sauer bin, weil nicht alles so läuft, wie ich es gerne hätte. Mit Gott nicht und auch nicht mit den Freunden, dem Leben und überhaupt. Freunde sind wichtig. Wichtiger als der persönliche Stolz, wichtiger als ein glänzender Lebenslauf. Aber man muss schon bereit sein, immer wieder ein Freund zu bleiben.</p> <p> AMEN</p> <p> <br />
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