Es gilt eine Entdeckung zu vermelden. Francesco Muliedda ist ein Sänger/Harpspieler aus Palermo und hat soeben seinen ersten Longplayer bei Jamendo veröffentlicht.
Die Bluesharp ist ein Instrument, das nur vordergründig leicht zu erlernen ist. Bis man seine eigene Stimme darauf gefunden hat, braucht es ziemlich lange. Schon ein ganzes Stück auf dem Weg dorthin vorangekommen ist Francesco Muliedda. Auf seinem programmatisch „Blues from Palermo“ betitelten ersten Longplayer zeigt er sich außerdem als melancholischer Sänger und unaufgeregter Gitarrist.
Die zehn Stücke des Albums ordnet er selbst im Spannungsfeld zwischen B.B. King und Eric Clapton ein – was ein recht hoher Anspruch und Ansporn ist. Doch eigentlich braucht er diese Vergleiche nicht wirklich, denn seine melancholischen Lieder haben einen ganz eigenen, ziemlich unfertigen und rauhen Charme, der so gar nicht zu den totproduzierten Alben eines Clapton der letzten Jahre passen will. Und es ist auch nicht Kings Gitarrenspiel, was sie auszeichnet sondern das reizvolle Nebeneinander der Stimme und der Bluesharp. Schlagzeug und Orgel untermalen diese mehr als dass sie eigene Akzente setzen würden.
Erstaunlich für ein Debütalbum ist, dass hier offensichtlich vollständig auf Eigenkompositionen gesetzt wird. Viele Bluesmusiker mogeln sich jahrelang durch das ewige Nachspielen der ewigen Klassiker herum. Schön, dass hier solche Lieder wie „I Don’t Play For Money“ oder „I Don’t Know Music“ zu hören sind! Als feinsinnige Coverversion entpuppt sich „Summertime In Winter“, was Gershwins unsterbliche Melodie in einer Zerbrechlichkeit zu Gehör bringt, die mit dem derzeitigen Nicht-Mehr-Winter hervorragend zusammen passt.
Über Muliedda selbst kann ich hier nichts schreiben, da seine Homepage noch eine Baustelle ohne wirklichen Informationsgehalt zu sein scheint. Aber neben „Blues from Palermo“ werde ich mir auch seine erste EP „My World In Blues“ ausführlich anhören. Hier ist wirklich ein Bluesman auf dem Weg, von dem man gerne noch mehr hören möchte.