Blues, Country und mehr – musikalische Grenzen existieren auf dem neuen Album „Midnight Call“ der Fran McGillivray Band nur am Rande. Im Zentrum stehen die Lieder der britischen Songwriterin, die man fast als musikalische Kurzgeschichten bezeichnen könnte.
Zuerst ist da diese sanfte Melancholie. Schon der Opener „Hard Working Woman“ versetzt einen in mitternächtliche Stimmung. Es geht nicht um Party und aufgesetzte Fröhlichkeit, sondern um die oftmals so trübe Wirklichkeit in den Liedern von Fran McGillivray. Da geht es um Liebe und Bedauern, um verpasste Chancen, die Härte des Alltags oder das Warten auf den einen Anruf, der einen aus der Routine herausholt in der Nacht.
Wie schon auf „Some Luck“ steht musikalisch die Gitarre von Mike Burke im Zentrum. Mal jazzig, mal pur im Countrysound oder auch mit Blueslinien: Man hört es in jedem Moment, dass sich McGillivray und Burke seit Jahrzehnten blind verstehen. Da stimmt das Zusammenspiel immer. Die Sängerin legt am Bass gemeinsam mit Drummer Roger Nunn das Fundament dafür. Und wenn nötig kommen auch mal Bluesharp oder Hammond zum Einsatz. Aber meist ist das Trio völlig ausreichend für diese kleinen Miniaturen, die McGillivray für das Album geschrieben hat.
Wer ein reines Bluesalbum sucht, dürfte vielleicht enttäuscht werden. Wer aber auf der Suche nach eindrücklichen Songs geht, die voller verhaltener Leidenschaft und musikalischer Vielseitigkeit dargebot wird, sollte unbedingt reinhören. „Midnight Call“ ist das richtige Album für ruhige Nachtstunden allein mit einem guten Whisky.