"Sterben Blues und Rock & Roll langsam aus" lautet ein endloses Thema in einem Musikforum. Wenn man sich die Klagen von Musikern und Veranstaltern anhört, wie schwer man es heute mit dieser Musik grad in der Provinz habe, dann könnte man spontan zustimmen. Doch letztlich lebt der Blues eben nicht nur von den großen Namen und Konzerten, sondern von den unzählbaren Fans und Hobbiemusikern, denen die zwölf Takte am Herzen liegen. Und die können mit ihrem Engagement auch in der Provinz immer wieder Leute vom Blues überzeugen. Wie etwa Florian Big "Blind Dog" Meyer, Mundharmonikaspieler aus dem Saarland.
Helge Schneider meint in seinem Film "Jazzclub" lakonisch: "Mit Jazz ist kein Geld". Ist das für einen Bluesmusiker im Saarland anders?
Nein, da muss ich Helge leider recht geben, ob Blues oder Jazz, reich wirste dabei nicht geldlich gesehn, höchstens reich an Erfahrungen, so traurig wies iss.
Du kannst heutzutage nur gutes Geld mit der Musik verdienen, wenn Du in den sogenannten Oberliegen spielst oder Fuß fassen kannst und auch in den jeweilig grad angesagten Musikgenres, zzgl. einer großen Medienlobby im Rücken. Alles andere ist mehr oder weniger recht harte Arbeit. Für die Zuhörer oder Veranstalter sieht das alles so einfach aus, aber was letztlich für eine wirkliche Arbeit in der „Musik“ die man macht steckt, sieht meist keiner.
Daher finde ich es als Musiker oftmals schon eine Frechheit und Unfairness den Bands und Künstlern gegenüber, sie mit Dumpinggagen abzuspeisen und nach Möglichkeit noch 4-5 Stunden Musikleistung zu verlangen am Abend.
Du hast als Musiker Zeitaufwand, Materialkosten, Spritkosten, Versicherungskosten, Krankenkassenbeiträge, Studiokosten und, und, und… Prinzipiell musst du wie ein Unternehmer kalkulieren wenn du davon leben willst oder musst. Man muss den meisten Leuten heutzutage wieder begreiflich machen und ins Gedächtnis rufen, dass „Musiker sein für viele ein Beruf ist“ und nicht wie allgemein betrachtet bloß nur ein cooles Hobby.
Ich biete mit meiner Musik und meinen Mitmusikern qualitativ und überdurchschnittlich gute Musik an, wage ich zu behaupten und das hätte ich dann auch dementsprechend schon gern entlohnt. Gute Ware oder in dem Fall Musik kostet auch gutes Geld. Was nicht automatisch heißt, dass sich eine Kneipe oder kleiner Club meine Formationen nicht leisten kann, nein im Gegenteil, es werden Berechnungssätze zugrunde gelegt, die sich aus mehreren wirtschaftlichen Faktoren zusammensetzen, bei der zum Beispiel auch die Entfernung eine maßgebliche Rolle spielt. Doch letztlich findet sich oftmals auch eine Lösung, die für beide Seiten annehmbar ist. Allerdings muss es wirtschaftlich tragbar sein. Mit uns kann man ja reden…
Wenn man sich Deine Homepage anschaut, dann sieht man, dass Du zur Zeit gleich in zwei Bands unterwegs bist. Erzähl doch was darüber und über die beteiligten Musiker.
Ich habe beide Formationen Anfang 2010 gegründet, eine 4-Mann Band „BADGE Live!“ und ein Unplugged Duo namens „Two And A Harp Men“
Mit „BADGE Live! – More than Blues“ machen wir ein Programm das sich aus Blues, Classic Rock, Rockabilly und etwas Soul und Funk zusammensetzt. Es sind alles bekannte Titel von namhaften Künstlern, die man allerdings so kaum noch bei anderen Bands hört. Es widerstrebt mir einfach ein Programm zu haben wie du es bei jeder 2ten Coverband hören kannst. Hinzu kommen noch ein paar Songs aus der Feder unseres Gitarristen. Bei Bandgründung habe ich sehr genau darauf geachtet wen ich gerne dabei hätte, soll heißen, Musiker mit jeweils über 25 Jahren Banderfahrung und Erfolgen aus den oben genannten Stilistiken. Nur so kannst du einen Musikstandard anlegen, der sich von der Masse abhebt. Meine Mitmusiker prägen schon seit Jahrzehnten die südwestdeutsche Blues, Rock und Pop-Szene maßgeblich mit.
Was mein Duo-Projekt „Two And A Harp Men – Finest unplugged Blues-Rock’n Pop“ angeht, so wollte ich eine Akustik-Formation schaffen, mit der wir in der Lage sind auch kleinere Locations oder auch Privatfeiern bedienen zu können. Hierfür konnte ich den angesagten Newcomer in der deutschen Blues-Szene Johnny Rieger gewinnen.
Johnny Rieger steht für die "New Generation of Blues". Ein junger Mann aus dem Südwesten Deutschlands, der sich die Leidenschaft des Blues zu Eigen gemacht hat. Mit seinen 26 Jahren gastierte er beim renommierten Gaildorfer Bluesfestival, im Blues Club Baden Baden, ist in der Vorauswahl für die German Blues Challenge und hat ein Airplay bei dem Radiosender Antenne Landau auf 94.8. Außerdem teilte sich Johnny bereits die Bühne mit bekannten Größen wie Bernard Allison und Henrik Freischlader.
Wo tretet Ihr mit diesen Bands eigentlich auf? Gibt es in Eurer Region genügend Clubs und Läden, wo regelmäßig Blues gespielt werden kann?
Prinzipiell überall dort wo man uns haben kann und möchte JEventlocations und Blues-Clubs gibt’s bei uns im Umkreis der nächsten 200 km schon einige. Was den Blues angeht, so sind die Liebhaber der Musikrichtung schon breit gestreut vorhanden. Um einen noch breiteren Publikumskreis ansprechen zu können haben wir eben auch einen Anteil von Classic-Rock mit im Programm und können so auch prima auf Stadtfesten und Festivals u. ä. spielen.
Ein befreundeter Musiker hier aus dem Norden meinte letztens frustriert, dass man hier so langsam zum Dasein einer Coverband verurteilt wird, weil Veranstalter eher die bekannten Songs hören wollen. Wie sind da Deine Erfahrungen? Oder sind Dir eigene Songs nicht so wichtig?
Mit eigenem Songmaterial iss das immer so ne heikle Sache…
Die Leute wollen natürlich logischerweise immer die alten Kamellen die sie kennen und mitsingen können hören, dann kommt auch wenns zudem noch gut verpackt iss, gleich geniale Stimmung auf. Deshalb ist es bei eigenen Songs immer wichtig, zu nem gewissen Teil den Nerv der Zeit zu treffen und den eigenen Stil mit einzubringen, der so grooved, dass die Leute einfach mit wippen müssen JWenn du das schaffst, haste auch mit eigenen Songs immer öfter Erfolg. Ich mein die Rezeptur neue eigene Songs unters Volk zu bringen ist ja nix neues, Du spielst ein Coverprogramm und mischst ca 5 neue eigene Songs darunter. Somit schaffst Du dir unterschwellig gehör bei den Leuten mit neuem Songmaterial, spielst aber auch die alten gewollten Covers. Bis Du letztlich irgendwann fast nur noch komplett deine eigenen Songs darbietest. Eigene Songs sind mir mit Sicherheit wichtig, aber man muss auch dem Veranstalter klarmachen, dass man nicht nur „eine“ Coverband ist. Ein guter Veranstalter versteht das meist auch richtig.
Fragen nach den musikalischen Vorbildern sind ja eigentlich immer mehr Verlegenheitsfragen. Denn eigentlich hört man bei jedem Harpspieler die gleichen Namen der beiden Sunnyboy Williamsons, von Little und Big Walter, … Also frage ich mal anders: Welcher Harpspieler der Gegenwart beeindruckt Dich besonders? Und wen hältst Du für den besten in unserem Land?
Nun, da gibt es zum einem Carlos del Junco, ein grandioser Harpspieler, der mich schon sehr beeindruckt mit seinem Können. Aber auch Kollegen von mir, wie z. B. Albert Koch aus Kaiserslautern ist eine Granate an dem Instrument. Ein anderer lieber Harmonica-Kollege von mir, auch mehrfach ausgezeichnet mit Preisen ist Crazy Chris Kramer. Er ist unbestritten einer von Deutschlands besten Harmonicaspielern.
Seit Jahren schon organisierst Du ja gemeinsam mit einem Kneipier eine regelmäßige Blues-Session. Worauf kommt es an, wenn man so ein Projekt zu einem Erfolg machen will? Und wie findest Du dafür immer wieder neue Mitspieler, damit es nicht langweilig wird?
Zum einen die richtige Location und Gegend, welche ich beides in einem glücklicherweise fand. Natürlich auch das „Blues-Publikum“ und die Musiker der Umgebung, auch ganz klar. Ja und dann der wohl mit schwierigste Teil, den eigenen Ehrgeiz was erschaffen zu wollen mit hoher anhaltender Qualität und Wirkungsgrad.
Hierbei schulde ich in erster Linie den treuen Musikern großen Dank die unentgeltlich immer wieder kommen und beste Musik liefern, mit viel Spass daran, was sich logischerweise auch auf das Publikum überträgt. So ist eine Blues-Kulturplattform entstanden die mittlerweile bis Mannheim, Darmstadt, Kaiserslautern usw. bekannt geworden ist.
Weiterhin muss ich als Organisator auch schauen, dass sich die Session Titel immer wieder mal variieren und hin und wieder mal ein Special Guest mit dabei ist, wie jetzt am 07.11.11 zum Beispiel der Ausnahmegitarrist „Thomas Blug“. Unsere Plattform finden immer wieder neue und natürlich auch alt bekannte Musiker, die dann gemeinsam mit dafür sorgen, dass es immer spannend bleibt. Unser jüngster „Session-Musiker“ ist 13 Jahre alt und spielt Gitarre und Schlagzeug. Die Presse und logischerweise die Mundpropaganda spielen dabei eine sehr große Rolle, damit sich die Plattform nach Außen auch für neue Musiker und Zuhörer bekannt macht.
Kommen da eigentlich auch jüngere Musiker auf die Bühne, oder ist der Blues in Deutschland inzwischen mehr eine Musik älterer Leute?
Wie oberhalb schon erwähnt kommen zu meiner Freude auch immer wieder mehr und mehr jüngere Bluesmusiker(innen) auf die Bildfläche und das ist auch gut so, denn was würden wir machen, wenn die alten Recken mal nicht mehr da sind und auch kein Nachwuchstalent? So gestaltet sich oftmals ein geniales Zusammenspiel von den Joungstern mit den alten Hasen, was ich persönlich richtig geil finde und auch unterstütze.
Eine Frage kann ich Dir nicht ersparen: Wann kann man Musik Deiner Bands eigentlich als Platte oder Download erwerben? Als Mensch aus dem hohen Norden kommt man ja sonst kaum in die Lage, Dich mal spielen zu hören. Oder bist Du auch manchmal irgendwo zwischen Berlin und Hamburg zu erleben?
Mit diesen Bands habe ich bisher noch keine CD’s bzw. Tonträger aufgenommen. In der heutigen Zeit ist sowas auch ne echte Kostenfrage. Wenn es an der Zeit ist und alles passt, wird es eine wahrscheinliche Live-Konzert-Aufnahme geben. Dann wird man dies auf der Internetseite ersehn können.
Ich selbst bin ja wie du sicherlich weist auch als buchbarer Musiker für Bands und Solomusiker als Sideman für Live- und Studioprojekte auch unterwegs zu erleben. Ich probe zurzeit mit einer Band in Frankreich für deren Bluesfestival am 31.03.12 in Diebling (Frankreich).
Bei Amazon kann man auf der neuen CD „Frei“ von der Stuttgarter Band „Bürger 7“ bei dem Song „Transylvanica“ ein wenig von mir hören. Kann man übrigens dort auch als MP3-Download einzeln erwerben.
Wer weiss, vielleicht bin ich auch bald mal in Deiner Kante aktiv…